Christina und ich hatten ja lange Zeit geplant und beabsichtigt ein Neufahrzeug zu beschaffen, sobald absehbar ist, dass ich nicht mehr so viele Kilometer abspule und der (Un)Ruhestand in Sichtweite gerät. Nach diversen Dramen, die sich dann doch nicht als Drama sondern eher als gute Fügung herausstellten, haben wir zu gute Letzt entschieden unser Dickschiff zu konservieren und lieber hier zu investieren als uns mit den "üblichen" Mängeln bei einem Kauf als Neufahrzeug auseinander zu setzen.
Christinas Worte "Warum willst du dir das antun? Was kann ein Neufahrzeug, was unser Dickschiff nicht kann und was würdest du denn nehmen? Welches Modell hat die Eigenschaften, die wir an unserm Fahrzeug so gut finden?" haben mich dann zum Nachdenken gebracht und ich konnte ihr keine vernünftigen Gegenargumente liefern. Alles, was an unserem Fahrzeug stört, kann man mit vertretbarem Aufwand aktualisieren, modernisieren oder umrüsten.
Ich war zwar schon weitestgehend überzeugt, als ich dann vor dem funkelnagelneuen Centurion 860 LI von meinem Freund Kalli stand. Optisch und von den Proportionen ein wunderschönes Fahrzeug. Auch die Innenausstattung und technische Einrichtungen machten einen sehr guten Eindruck. Vom Fahren her, im Vergleich mit unserem MAN, fast wie ein GoKart. Wendig, spritzig und sehr angenehmes Fahrgefühl. Ich kam dann doch nochmal ins Grübeln ...
Das Fahrzeug ist nun 5 Monate alt. Wie üblich sammeln sich ein paar Mängel. Das dem so ist, was von vorneherein klar und Kalli hat den Wagen heimatnah bei einem Händler gekauft, damit Anfahrten bei Service, Wartung und Instandsetzungen verträglich sind.
Hier die aktuelle Mängelliste: Mängelliste Concorde Centurion 860.pdf
Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht. Fast alles Mängel sind "normal" und können abgestellt werden. Was etwas "unglücklich" ist, ist der Werdegang um eine Mängelbeseitigung zu erreichen. Erste Mängel wurden beim Händler reklamiert. Die Mängel wurden aufgenommen und vom Händler dokumentiert. "Wir müssen denn mal bei Concorde im Werk die Teile bestellen und machen dann einen Termin für die Mängelbeseitigung." Das war unmittelbar in den ersten Wochen nach Übernahme. Getrübt wurde die Freude ein wenig durch eine Nachforderung des Händlers für das zurückgegebene Fahrzeug. Obwohl das Fahrzeug mit frischem und neuem TüV übergeben wurde, stellte der Händler im Nachhinein diverse Mängel (Bremsen, Reifen) fest und forderte einen Wertausgleich. Ärgerlich, aber man will ja seinen Seelenfrieden bewaren und so wurde noch mal ein kleiner Stapel bedrucktes Papiert überwiesen.
Bei dem vereinbarten Termin beim Händler stellte man dann fest, dass man mal die Mängel aufnehmen muss um mit dem Werk über die Ersatzteile zu sprechen ??? Das war doch schon beim letzten Termin geschehen? - Kann ich mal den Werkstattleiter sprechen? - Nein! Die Mängel wurden erneut aufgenommen und bei Dusche und anderen Kleinigkeiten wurde festgestellt "Das kann nur der Service im Werk" ...
Gut, das passte in die Planung. Wir waren gemeinsam in Süddeutschland und so wurde im Werk ein Servicetermin für die Mängelbearbeitung vereinbart. Pünktlich wurde das Fahrzeug auf den Hof gestellt, damit ... Ihr ahnt es? ... ein Servicemitarbeiter erstmal die Mängel aufnimmt und schaut, was denn instandgesetzt werden kann. Es wurde an dem Fahrzeug geschraubt aber in Etwa die Dachluke, die sich nur mit enormem Kraftaufwand öffnen lässt, wurde dann aus Zeitgründen nicht ausgetauscht sondern das Neuteil wieder ins Lager verbracht. Die Leiste am Kühlschrank wurde erneut mit ein paar Silikonspritzern angebeppt und der Rest ... Das muss der Händler erledigen.
Na gut. Man ist ja geduldig. Der Urlaub wurde fortgesetzt und bei der Fahrt entlang des Rheins erschienen da so komische weiße Fläche im Rückspiegel. Wow ... die Klappen der Garage öffnen sich selbsttätig. Nachdem man dieses Phänomen mehrfach hatte, es ist kein Spaß, wenn auf der Autobahn mit einmal die Garagenklappen aufspringen, und man sich überzeugt hat, dass man nicht versehentlich die Klappe nicht richtig eingerastet hatte, ging es spontan zu einem lokalen Concorde-Händler, der sich die Sache etwas genauer anschaute. Es war einfach so, dass die Schlösser nur knapp in die Fallen einstachen. Ein geringes Verziehen des Aufbaus und schon sprang der Riegel aus der Falle. Eigentlich mechanisch kein Problem. Falle abschrauben, Langlöcher und etwas nachstellen ... Nee ... da hatte Concorde mit der Qualitätssicherung etwas dagegen. Besser wäre es die Schlösser auszutauschen, was sich aber mit mechanischer Logik nicht in Einklang bringen lässt. Die Befestigungspunkte wären ja die gleichen, ergo sitzen die Schlösser mit den Riegeln ebenso knapp in der Schlossfalle ... Es wurde ein wenig nachgebessert aber die eigentliche Problemlösung sollte im Rahmen der Mängelbeseitigung später erfolgen. Also gehen weiterhin sporadisch die Klappen auf ...
Erneut wurde man beim Händler vorstellig. Ich glaube, das kommt inzwischen bekannt vor ... "Ja, das müssen wir mal die Mängel aufnehmen und dann einen Termin machen" ... Das Fahrzeug wurde dann erneut zum Händler überführt (Von dem Umstand mit Fähre und Anfahrt schreibe ich mal nix) um den vereinbarten Termin wahrzunehmen. Ein Leihwagen wurde gestellt. Leider ein Schaltwagen, wo Kalli doch eigentlich nur ohne Kupplungspedal unterwegs ist, ohne Navi und ... na ja egal, Schmuck am Nachthemd. Auf jeden Fall war dem kommende Donnerstag für die Rückgabe/Abholung vereinbart. Also wieder Autoreisezug, brumm brumm brumm Autobahne ... zum Händler um kurz vor der Ankunft zu erfahren, dass der Wagen nicht fertig ist. Also ... Bremsen, U-Turn und wieder gen Heimat. Ein neuer Termin wurde vereinbart. Das Fahrzeug wurde übernommen ... kurzer Mängelcheck ... Jupp, alles noch da
Da Fähre gebucht und der Händler überzeugend dargestellt hat, "das können die nur im Werk" wurde das Fahrzeug wieder mitgenommen und ein Termin vereinbart für die Mängelbeseitigung im Werk. Inzwischen war man übereingekommen, dass Fährkosten und Transferkosten zu Lasten der Gewährleistung gebucht werden. Die Kilometerleistung, die auf das Fahrzeug für Termine beim Händler und im Werk ... ach lassen wir das. Hauptsache das Fahrzeug wird fertig und kann uneingeschränkt genutzt werden.
Das Fahrzeug wurde also erneut im hohen Norden abgeholt und nach Schlüsselfeld überführt .... Ich wette, die ersten Worte des Servicemitarbeites waren "Da müssen wir jetzt mal nachschauen, was denn da so ist ...."
Zur Zeit steht das Fahrzeug noch in Schlüsselfeld im Werk und man "will versuchen die Mängel abzustellen". Ich bin mal gespannt, wie sich das dann am Ende darstellt aber die Grübellei, ob wir uns etwas Neues kaufen oder bei unserem bewährten Fahrzeug bleiben, hat ein abruptes Ende gefunden.
Die Mängel sind allesamt keine dicken Dinger und Reparabel. Ich würde fast sagen, im "normalen" Bereich. Was aber dem Kunden an Terminjongliererei und "Behandlung" zugemutet wird, ist einfach nicht nett und einfach auch nicht notwendig. Was den Gesprächspartnern sowohl beim Händler als auch im Werk so völlig fehlt, ist das Verständnis, dass da ein Kunde steht, der 420.000 Euro auf den Tisch gepackt hat um sich ein Stück Lebensqualität und Wertigkeit zu kaufen und einen Traum zu leben. Diese 420.000 Euro sind nicht vom Himmel gefallen sondern mit Hände Arbeit verdient. Dafür hat manch alte Frau lange stricken müssen und viele Opfer gebracht ... Da stellt man sich nicht vor den Kunden und tut so als wenn man sich da "irgendwann" drum kümmert und vermittelt das Gefühl "man solle sich nicht so anstellen" ... Machen wir irgendwann ... erstmal müssen wir schauen und dann schauen wir mal.
Ich bin sicher, dass am Ende des Tages alles gut wird. Händler und Werk werden das schon hinbekommen. In nicht allzuferner Zukunft wird man die Story am Lagerfeuer erzählen und sich über das Fahrzeug freuen. Nur ... die Freude könne im Augenblick etwas größer sein
vG
Martin