Smart-Steuerung des Reisemobils

    • Offizieller Beitrag

    Liebe LinerTreff´ler,


    sicher haben viele von Euch schon über die neue Smartphone App von Hymer gehört, die "Hymer Connect App". Diese, zunächst nur für die aktuelle Baureihe B-Klasse Master-Line entwickelte App, ist nicht weniger als die erste Remote-Steuerung eines kompletten BUS-Systems in einem Reisemobil. Damit ist Hymer m.E. ein großer Wurf gelungen, denn bei den betreffenden Fahrzeugen wurde nicht nur das vorhandene BUS-System auf weitere Aggregate als üblich erweitern (Lichtsteuerung, Tanksensoren, Sat-Anlage, ... ) , sondern zusätzlich wurde die integrierte BUS-Steuerung auf einem Smartphone sowohl über Bluetooth-Anbindung, wie über das LTE-Netz über die App ermöglicht. Weitere, über die App steuerbare Features, die eine User-Vernetzung sowie externe Dienstleistungen (z.B. Stellplatz-Reservierungen) integrieren sollen, sind lt. Aussage von Hymer in Vorbereitung, so dass die App zu einem zentralen Element für die Nutzung des betreffenden Reisemobils werden soll.


    Auf YouTube gibt es ein anschauliches Video zu der App und den Lösungsansätzen:

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    Darüber hinaus hat Hymer bereits vor en paar Wochen eine (virtuelle) Pressekonferenz dazu gegeben:

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    Hier auch der Link zu der Web-Seite der Hymer-Gruppe über die neuen Connect App und das dahinter stehenden System: click hier zur Webseite


    Natürlich hat Hymer dies nun vorerst nur im aktuellen Top-Modell seiner Baureihen eingebaut aber man darf sicher davon ausgehen, dass damit zunächst einmal Praxiserfahrungen gesammelt werden sollen, um das System darauf basierend weiter zu entwickeln und danach wird man sicher auf eine Ausdehnung auf weitere Baureihen und auf weitere Marken der Hymer-Gruppe bauen dürfen.


    Habt Ihr von ähnlichen Ansätzen auch schon bei anderen Herstellern gehört oder ist Hymer zunächst der einzige Hersteller mit so einer technischen Lösung? Was denkt Ihr sonst noch darüber?


    VG, Thomas

  • erinnert mich irgendwie an Connected Drive & Concierge Service von BMW


    das geht soweit daß das Fahrzeug komplett in die apple-Welt eingebunden wird, zusätzlich kann man ein Office-Paket von MS integrieren, ideal für den mobilen Außendienstler der seine Mails & Briefe beim Fahren bearbeiten kann (time is money)


    das System ist etwas in Mißkredit geraten, weil BMW diese Dienste im kostenpflichtigen Abonnement angeboten hat, und angesichts eines Premium-Preises des Fahrzeugs diese Zusatzkosten wohl nicht akzeptiert wurden


    die Idee des smarten Hymer halte ich für gut, und wird sicherlich in einigen Jahren zum Stand der Technik gehören


    grüße klaus,

    der allerdings eine analoge Kerze der digitalen Kaminlichtsituation vorziehen würde

  • Erinnert mich ein Wenig an Mercedes Me App. Aber wäre schon toll alles in einer App aktuell sind es bei mir x App‘s für den Wochner und im Januar kommt noch die für die Alarmanlage hinzu. Das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein so wie es aktuell ist da finde ich toll was Hymer da macht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Fantom () aus folgendem Grund: Bild lesefreundlicher kalibriert

  • im ersten Video sind einige Begriffe, die, sagen wir mal, mir nicht gefallen:


    - eigene digitale Plattform

    - Hymer zertifizierte Geräte

    - Hymer Original Parts


    das läßt darauf schließen daß Hymer einen eigenen Weg gehen will. Der deutsche Caravan-Verband CIVD propagiert seit 2011 den sog. CI-Bus, Hymer ist auch als CI-Bus-Partner gelistet. Im Video wird jedoch niemals der Begriff CI-Bus erwähnt


    zum Verständnis:


    für eine digitale Kommunikation braucht man eine einheitliche Sprache, ein sog. Protokoll. In der Industrie ist dafür TCP/IP weit verbreitet. Geräte die dieses Protokoll beherrschen können ohne Übersetzer direkt mit der Zentraleinheit und untereinander kommunizieren. Dazu ist ein erhebliches Maß an Normung und Standardisierung in der gesamten Branche notwendig, was die Sache naturgemäß aufwendig macht, will doch jeder Teilnehmer seine eigenen Sonderwünsche unterbringen.


    Angenommen, Hymer hätte sein eigenes Protokoll (was o.g. Begriffe implizieren), und die Trigano-Gruppe ebenfalls, so müßte Alde 3 Versionen entwickeln und pflegen:

    - 1. für die eigene Bedieneinheit

    - 2. für Hymer

    - 3. für Trigano

    was die Sache natürlich weniger attraktiv macht


    Dass die Situation etwas "uneinheitlich" ist, verdeutlicht der Beitrag des Chaos Computer Clubs von 2019: https://conference.c3w.at/media/Camper_Easterhegg2019.pdf


    wohin die Sache führen kann, haben in der Vergangenheit IBM und Siemens gezeigt:


    Anfang der 80er Jahre brachte IBM den PC auf den Markt, und legte gleichzeitig die Systemarchtitektur samt Schnittstellen offen. Als Konsequenz gab es zahlreiche Klone und es wurde ein "Quasi-Industriestandard" gesetzt. einige Jahre später hat IBM mit PS/2 diesen selbstgeschaffenen Standard mit proprietären Techniken unterlaufen und ist heute nicht mehr auf dem Markt


    Völlig anders Siemens mit der SIMATIC-Familie, etwa zur gleichen Zeit kam SIMATIC S5 auf den Markt, und ob freiwillig oder nicht, wurde die Systemarchitektur offengelegt. Die hat zur Folge daß zahlreiche Firmen spezielle Baugruppen und Ergänzungen entwickelt haben und damit der ganzen Familie bis heute eine enorme Verbreitung beschert haben


    wie gesagt, mir ist nicht klar welchen Weg Hymer geht, schlimmstenfalls kann das bedeuten daß Hymer zwar eine tolle App-Steuerung hat, ich nebenbei aber immer noch ein Mastervolt-Terminal, ein Generator-Display, ein.... haben werde


    grüße klaus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Klaus,


    ja, das waren auch meine Gedanken, als ich mir das angesehen habe. Dabei habe ich nicht das technische Wissen dafür, so wie Du, aber inhaltlich kamen mir diese Punkte auch suspekt vor. Insbesondere der Hinweis darauf, dass "Hymer original Parts" in das System eingebunden werden können, impliziert ja irgendwie, dass "non-original" nicht eingebunden werden kann. Das wiederum würden den gesamten After-Sales-Markt ausschließen.


    Man kann es also auch so interpretieren, dass Hymer mit der nicht-offenen Vernetzung der Systeme eine höhere Quote in der Originalausstattung und Nachrüstung der Fahrzeuge und damit eine höhere Marge pro Fahrzeug einstreichen möchte. Hier zeigt sich m.E. recht deutlich die Handschrift des neuen Inhabers, der Thor-Gruppe, die Hymer auf Rendite trimmen wird.


    Für den Kunden ist das nur vordergründig eine gute Lösung, denn die 7-800 Euro Aufpreis für die Sonderoption Smart-Box dürfte fast schon vernachlässigbar sein, wenn man bedenkt, dass dann viele weitere Kreuzchen in der Optionsliste gemacht werden müssen, um das System überhaupt sinnvoll nutzen zu können. Damit aber zahlt man für die Erstausstattung deutlich mehr, als bei einer individuellen Erweiterung durch die uns bekannten Spezialisten.


    Also, dann bleibt erst mal abzuwarten, ob Hymer die Einbindung externer Komponenten auf Basis eines offenen Protokolls zulassen wird, oder ob das tatsächlich eine geschlossene Veranstaltung sein wird.


    VG, Thomas

  • Klaus und Thoma, danke für euer Beiträge ... hilft mir Klarheit in meine Laiengedanken zu bringen. Genau für solche Beiträge schätze ich das Forum auch sehr. Ich lese weiter mit in dem Thema fordert meine grauen Hirnzellen und macht mich neugierig.

  • Moin zusammen,


    ich persönlich bevorzuge lieber Einzelanzeigen und separate Bedienungselemente., so wie das heute verbaut wird.

    Eine Bedienteil für Satanlage, separates Bedienteil für ALDE, separate Solaranzeige, Batteriecomputer etc.


    Da steht man nicht ganz so hilflos da, wenn einmal die Zentraleinheit, die alles steuert, ihren Geist aufgibt.


    Elektronikdefekte sowohl in der Basis als auch im Aufbau werden sich mit Zunahme der verbauten Teile sicher häufen.


    Letztendlich muss man aber das nehmen, was Dir die Hersteller anbieten.


    Mir persönlich, gefallen die in meinem PKW verschiedene integrierten Assistenten auch nicht alle. So habe ich den aktiven Spurhalteassistent abgeschaltet, weil mir der Eingriff ins Lenkrad nicht zusagt.


    Ich bin auch kein Freund von autonomen Fahren. Dafür fahre ich noch zu gerne selbst. Der Weg ist dass Ziel.


    Aber jeder wie er mag.


    freundliche Grüße


    Peter

    Ich glaube nicht alles, was ich höre und lese. Ich sage und schreibe nicht alles, was ich denke.

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    Das bessere Später ist - Jetzt:thumbup:

  • ich will an dieser Stelle mal versuchen die verschiedenen Formen der Meßwertaufbereitung darszustellen:


    Analog


    Beispiel Kühlwassertemperatur: Geber ist ein temperaturabhängiger Widerstand, gemäß I = U/R fließt ein temperaturabhängiger Strom der mit einem (Milli)-Amperemeter angezeigt wird. Weil die Bordspannung von 11-14V schwanken kann, ist die Anzeige entsprechend ungenau, Abhilfe schafft eine stabilisierte Spannung von z.B. 10V


    im Industriebereich arbeitet man mit einem genormten Strombereich von 4 - 20 mA, der mittels Meßumformer aus Druck, Temperatur, Spannung, Füllstand abgeleitet wird (0% = 4mA, 100% =20 mA). Vorteil ist kein Spannungsabfall, kein Strom heißt Drahtbruch, es gibt genormte Anzeigeinstrumente von 4-20 mA für alle Meßgrößen, lediglich die Skala wird angepaßt


    Digital


    digitale Anzeige heißt der Meßwert wird in einen Digitalwert in der Form 01010001 umgeformt mittels sog. Digital-Analog-Wandler. Der Meßwert sieht sehr genau aus, ist jedoch durch den Quantisierungsfehler immer leicht falsch. Beispiel: ein 8-bit-Wandler kann nur 256 konkrete Werte annehmen, da 2 hoch 8 = 256. Ein Meßbereich von 0-20V hat damit einen Fehler von 20/256 = rund 80 mV, das heißt 14,4V angezeigt können alles zwischen 14,32 und 14,48 sein. Bei 12 bit ist der Fehler entsprechend geringer, der Aufwand höher


    BUS


    der digitalisierte Meßwert wird in ein Datenprotokoll umgesetzt und auf eine Leitung gegeben, in der Form Geberadresse/Zieladresse/Meßwert.

    also ich will die Raumtemperatur höher stellen: Panel -> Alde -> +23 GrdC, Rückmeldung: Alde -> Panel-> +23 grdC

    Ist am ehesten zu vergleichen mit einem umlaufenden Sessellift, wo der Skifahrer einen Zettel in der Hand hat wo er aussteigen muß. Da zeigt sich auch das Problem der Latenzzeit, d.h. daß Sessel bereits besetzt sind und man u.U. 4 Sessel abwarten muß bis einer frei ist, also nichts für zeitkritische Vorgänge. Dies ist das gängige Bussystem für Hymer, Mastervolt etc.

    Falls das Kabel unterbrochen ist geht garnichts mehr. Abhilfe schafft man durch Redundanz, d.h. mehrere Kabel parallel. Jetzt muß man jedoch Vorkehrungen schaffen für den Fall dass die Werte für die gleiche Messung auf den Kabeln unterschiedlich sind, denn welcher Wert ist jetzt richtig?


    5G


    jetzt wirds kompliziert

    jedem Geber wird eine eigene Internetadresse (IP) zugeordnet und die Übertragung des digitalisierten Meßwerts erfolgt im Prinzip wie eine eMail. Durch die hohe Datenrate sind die Wartezeiten am Lift jetzt extrem kurz. Gab es bis vor einigen Jahren noch IPv4, so waren rund 4 Mrd Adressaten erreichbar. Mit dem Übergang auf IPv6 sind jetzt für jeden mm² der Erdoberfläche über 600 Trillionen Adressen verfügbar.

    Die 5G fürs Handy sind eigentlich ein Abfallprodukt, eigentlicher Zweck ist die Digitalisierung in der Technik, (auch autonomes Autofahren) denn jetzt braucht man überhaupt kein Datenkabel mehr, auf engstem Raum können beliebig viele Geber sitzen und die Entfernung spielt keine Rolle mehr


    grüße klaus

  • Da steht man nicht ganz so hilflos da, wenn einmal die Zentraleinheit, die alles steuert, ihren Geist aufgibt.

    Da sind wir uns Einig Peter.

    Ich glaube fest an die Murphy Gesetze, und daher ist es für mich nicht die frage ob es den Geist gibt, sondern wann. Solange die Systeme nicht mit eine Hardwaremäßige Redundanz ausgeliefert werden, und ein so abgesichertes System wird teuer sein, bleibe auch ich lieber bei separate Systeme. Die dürfen von mir aus gerne mit einander reden, aber sollten separat bedienbar sein.



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    Das was den Männer von den Jungs unterscheidet ist der Preis des Spielzeugs.