3D Drucker - erste Gehversuche

  • Zur Zeit schleppt sich der Briefträger bei uns einen Wolf. Täglich kommen Pakete und Lieferungen mit Teilen für die große Wohnmobilrevidierung. Victron Multi, Solarregler, Scheibenwischergestänge, Halter, Blenden, Schrauben, Clipse, meterweise Kabel, Stecker, Schaltpanels, Verteilerschienen, Streben, usw usw usw.

    Ich sammele derzeit das Material für die "große" Renovierung.


    Im Zuge der Planung bin ich nun auf das Thema 3D Druck gekommen, da es viele Details (Halterungen, Blenden, etc) gibt, die ich von der Stange einfach nicht finde. Als Maschinenbauer (lang ist es her) hat man ja irgendwann das Konstruktionshandwerk mal gelernt. Das war aber zu Zeiten, als man tatsächlich noch mit dem Bleistift auf echtem Papier konstruiert hat. Sicherlich habe ich mal in die 3D Konstruktion (CAD) reingeschnüffelt aber mehr auch nicht. CNC Programmierung war damals noch im ASCII Modus auf einer recht herstellerspezifischen Programmieroberfläche und hat mit den heutigen Möglichkeiten wenig gemein.


    Nun geht es mir darum, mal spontan und individuell so manches Teil auf einem 3D Drucker herzustellen. Die persönliche Ungeduld hält mich davon ab mit einer CAD Zeichnung zu experimentieren um dann den Datensatz an einen Service zu senden und ewig lange zu warten, bis ich das (misslungene) Teil dann in den Händen habe. Also lautet die Entscheidung ... wir kaufen einen 3D Drucker und versuchen mal selber das Glück.


    Frei nach dem Motto "Man muss nicht jede Erfahrung selber gemacht haben um daraus zu lernen." würde mich interessieren, ob es bereits andere Benutzer hier gibt, die eben diese Gehversuche hinter sich haben und vielleicht mal einen Tipp für Equipment und Vorgehensweise haben. Ich selber stehe da absolut am Anfang und habe derzeit keine Idee, was für einen Drucker, welche Software etc pp. Allerdings stelle ich mir vor, dass ich viele Teile, die ich für die Oldtimersammlung und auch für unser Dickschiff brauche, ggf. dann auch selber anfertigen kann, wenn denn machbar. Dabei geht es vorrangig um kleine Halterungen, Abdeckungen, Formteile, die teilweise (zumindest bei den Oldies) einfach nicht mehr zu finden sind.


    vG

    Martin

  • Hallo Martin,


    ich bin in der Thematik zwar auch ein unbeschriebenes Blatt, aber ich habe im Wohnmobilforum mal eine Seite gesehen, wo Zeichnungen, bzw. Datensätze für verschiedenste Kleinteile aus dem Wohnmobilbereich hinterlegt sind. Vielleicht mal eine Idee, dort reinzuschauen?


    Grüße,


    Ralf

    Wenn man Morgens statt zur Arbeit direkt an´s Meer fährt, geht´s eigentlich....


    Mit Frau und Hund unterwegs im N&B Flair 880 LE ...

  • Hallo Ralf,

    ich habe mich schon in diversen Foren und auch anderen Dokumentationen mal schlau gelesen. Datensätze für Konstruktionen findet man zuhauff aber es ist sehr kompliziert in einem Wust an qualitativ höchst fragwürdigen Erfahrungsbeschreibungen die Streu vom Weizen zu trennen. Jemand, der für Modellbau oder Formenbau 3D Druckerzeugnisse verwendet, hat regelmäßig kaum Anspruch an "Festigkeit" und übergeht dieses Thema komplett. Jemand, der es gewohnt ist mit CAD Systemen zu arbeiten, hat einen enormen Anspruch an die Konstruktionssoftware und beschreibt das als Dreh- und Angelpunkt. Der Eine legt Wert auf die Größe der Stücke und der Andere mehr Wert auf das letzte Zehnteil Passgenauigkeit.

    Bei mir geht es eher um die Alltagstauglichkeit. Ob der Druck nun 5 Minuten länger dauert oder nicht und ob die 3D-Darstellung bei der Konstruktion nun in allen Farben schillert ist mir eigentlich recht egal. Bei mir ist nicht der Weg das Ziel, sondern einfach die Möglichkeit recht schnell und pragmatisch einfache Bauteile individuell herstellen zu können.


    Beispiel: Ich möchte im Armaturenbrett eine Schaltergruppe für diverse Schalter einbauen und benötige eine entsprechende Schalterblende, die eben sehr individuell ist. Für meine Elektroverteilung sind Stromverteilerschienen geplant. Hierfür brauche ich Halter, die auch gleichzeitig mehrere Schienen aufnehmen können um die Verteilung klein aber trotzdem "adrett" gestalten. Für diverse Gegenstände in der Heckgarage brauche ich Halter, die spezifisch für die Gegenstände angefertigt werden. Viele dieser Anforderungen lassen sich mit Standardprodukten nur umständlich erfüllen und Datensätze, die auf diversen Plattformen zu finden sind, bieten da teilweise nur wenig Abhilfe.


    Mit geht es eher darum:

    - Was für Drucker sind für meine Anforderungen sinnvoll (Die Flut an diversen Geräten ist ja unendlich)

    - Worauf muss man bei den Druckverfahren achten (FMD / SLS / SLM / SLA ...)

    - Welche Software ist "best practice" ohne viele "Schnörkel"


    Ich muss keinen SuperTurboDrucker für hunderte von Bauteilen haben, der ggf. noch in Sekunden auch komplizierte Baugruppen druckt. Da reicht mir auch ein Drucker, der dann eine Minute (oder Stunde) länger benötigt. Auch muss ich keine Software verwenden, die unendlich verschachtele Optionen bietet. Hierzu brauche ich einfach ein paar Denkanstöße und ggf. Erfahrungen von Leuten, denen es irgendwann mal genauso ging.


    vG

    Martin

  • Maddin, RUF MICH AN !!!


    3D Druck mache ich schon lange, mittlerweile im SLA Verfahren, da Filamentdrucker für uns zu ungenau wären.

    Teilweise nutzen wir den Druck auch dazu, Objekte erst zu drucken, um sie dann im Einbettverfahren in Metallobjekte zu übertragen, wenn unsere CNC Anlage dafür größentechnisch an Ihre Grenzen stößt.


    Also wenn Fragen ............


    Liebe Grüße


    Thomas

  • Hallo Martin,


    da ich mich erst seit kurzer Zeit in diesem Forum bewege und informiere, stoße ich auf deinen Bericht 3D-Drucker.

    Ich selbst habe seit 3Jahren einen 3D-drucker im Einsatz und ich kann nur sagen, er ist bereits so manches mal in Einsatz fürs

    WOMO gekommen. Ich selbst konstruiere mit dem CAD-system Solid-Works. Falls Du noch Unterstützung in der Richtung benötigst,

    melde dich einfach. Das gilt auch für die anderen Liner-Freunde. Eine Skizze von einen Bauteil- CAD-Daten erstellen ; umwandeln in STL-Daten und

    dann zum 3D-Drucker senden und warten bis das Bauteil fertig ist.

    • Maximales Bau-Volumen: 214 x 186 x 160 Millimeter

    Gruß

    Wolfgang

  • Mal gerade ein kleines Update:


    Geworden ist es ein Ender 3 (pro) Drucker. Nachdem ich lange genug hin und hergeeiert habe, habe ich einfach diesen Drucker bestellt und mich drauf gestürzt. Meine Ansprüche sind ja eher simpel, da ich keine hochgradig komplexen Druckvorgänge anstrebe, sondern einfach ein Hilfsmittel brauchte um mir diverse Halter/Schablonen/Rahmen etc. für das Dickschiff zu produzieren.


    Nachdem ich den Drucker, Youtube-Anleitung sei Dank .. auf Anhieb funktionstüchtig zusammengebaut und in Betrieb nehmen konnte, war auch das erforderliche Kalibrieren schnell und einfach möglich.


    Ein paar Übungen hat´s gebraucht um mit TinkerCAD die erforderlichen Konstruktionen zu produzieren. Dann wurde der zum Drucker mitgelieferte Creality Slicer angeworfen und das 3D Modell in Druckerkompatible Daten verwandelt. Klingt kompliziert, ist es aber nicht.


    Nur das 3D Konstruieren erfordert ein bisschen Einfühlungsvermögen und Geduld. Ich hatte vor 30 Jahren Autocad gelernt und hätte eigentlich gedacht das Restwissen hier anwenden zu können. Pustekuchen ... dazwischen liegen Welten. Trotzdem sind die Grundlagen natürlich ähnlich und so wurde ich recht schnell warm mit der Konstruktion.


    20220220_175323.mp4


    Hier mal die ersten Ergebnisse:


    Das hier ist ein Haltewinkel für die Mirrorcam-Monitore im Concorde Charisma



    Das hier sind Halter für 25mm Leerrohr. Damit sollen die neuen Leitungen befestigt werden.



    Für den Übergang der Minuspole des BMS zum LiFePo4 Akku möchte ich nicht soviel an den Pol schrauben. Deswegen habe ich mir eine Halterung für eine Sammelschiene konstruiert, wo ich die Kabel zusammenführen kann.




    Das nachfolgende wird ein Halterahmen für die Batteriehauptschalter. Die Schalter verwende ich auch für die Ab/Anschaltung der Solarplatten (Gruppenschalter).



    Sonntag ist Drucktag :saint:


    vG

    Martin

  • Martin das ist faszinierend. Hochachtung vor deinem Engagement 👍

    Gibt es denn Erkenntnisse ob die Kamera Rückspiegel TÜV fähig sind?


    Gruß aus dem verregneten

    und stürmischen Hamburg


  • Martin das ist faszinierend. Hochachtung vor deinem Engagement 👍

    Gibt es denn Erkenntnisse ob die Kamera Rückspiegel TÜV fähig sind?


    Gruß aus dem verregneten

    und stürmischen Hamburg

    Zwischenstand vom Tüv Rheinland auf der Tonspur "Man untersucht nun, ob es Rechtshinweise gibt, die den Betrieb erlauben. Zuert hat man geschaut, ob es eine Rechtsaussage gibt, die den Betrieb verbietet." Das ist schonmal ein gutes Zeichen. Es scheint also nichts dagegen zu sprechen, die Fachleute prüfen nun noch, ob es erforderlich ist eine explizite Betriebsgenehmigung haben zu müssen und ob der Tüv das generell machen will oder per Einzelabnahme. Der Kollege geht derzeit davon aus, dass man die Dinger aktuell einfach anbauen und betreiben darf. Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen. Es schleppt sich so dahin ...

    Kernaussage: Nach seiner Einschätzung spricht aktuell nichts dagegen die Mirrorcams (also die, die ich ihm gezeigt habe) zu verwenden. Schriftlich will er mir das aber auch noch nicht geben ... ?(

  • TÜV fähig?


    Das sollte, wenn darüber diskutiert wird dann schon „HU Abnahmefähig“ heißen


    Der „TÜV“ ist auch nur eine Organisation, die berechtigt ist, „halbstaatlich“ tätig zu werden und u.a. Hauptuntersuchungen an Fahrzeugen durchzuführen. Neben dem TÜV gibt es auch noch KÜS, Dekra, GTÜ, Baurat und VÜK. Vielleicht mag es noch Weitere geben, die sind mir aber nicht bekannt.


    Kamera Aussenspiegel: mein letzter Stand ist, daß die dann als vollständigen Ersatz verwendet werden können wenn das System eine Zertifizierung nach ECE R46 hat.


    Als zusätzliche „Spiegel“ sollten sie auch verwendbar sein, wenn sie nicht geprüft sind..


    Gruß


    Elbert

  • Hallo Elbert,


    Ich bin bei dir mit der Definition von „TÜV fähig“. So einfach wird das nicht sein. Selbst eine ECE R46 Zertifizierung wird nicht ausreichen. Das was darin alles geprüft wird ist nur die „halbe Miete“. Ob erfüllt wird was in den „Spiegeln“ zu sehen sein muss hängt vom Ort der Befestigung und damit auch der Sitzposition ab. Ich kenne das aus der PKW Entwicklung. Ich denke das bekommt man in „Eigenleistung“ nicht hin. Mag für jeden OK aussehen, aber ob die ECE, am Fahrzeug erfüllt wird???

    Ich finde die Systeme toll. Aber ob das in der Nachrüstung funktioniert mit erfüllen der ECE :/

    Es braucht aber Pioniere :thumbup:


    Viele Grüße

    Matthias

  • Nur um die Verwirrung zu vergrößern ...


    Die ECE R46 würde lediglich bewirken, dass der Anbau, sofern er vorgabegerecht vorgenommen wurde, nicht beanstandet werden kann. Wenn ein Bauteil ECE Konform geprüft wurde (hier im Rahmen der R46) dann kann es ohne weitere Prüfung angebaut werden.

    Hat ein Bauteil keine Zertifizierung (E-Kennung), dann muss eine sogenannte Einzelabnahme durchgeführt werden und das Teil oder die Baugruppe als zulässig in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden. Es gibt aber auch Bauteile, die in diesem Fall die Anforderungen der ECE R46 erfüllt und lediglich nicht zertifiziert und gekennzeichnet ist.

    Der Tüv prüft in meinem Fall konkret die Anfrage, ob es überhaupt etwas zu zertifizieren gibt oder ob auch das unzertifizierte System bereits die Zulassungsanforderungen gem. StVZO erfüllt. Wenn ja, dann ist dem Tüv egal ob es eine Europazertifizierung gibt oder nicht ... (So die verbale Aussage). Scheinbar sind in der StVZO keine Anforderungen diesbezüglich vorhanden, die eine ECE R46 einfordern.

    Sicher bin ich erst, wenn ich eine entsprechend schriftliche Stellungnahme habe. Das kann aber noch dauern, die Mühlen des Tüv malen langsam und stottern immer noch im Corona-Takt.


    vG

    Martin

  • Inzwischen haben wir übrigens im DigiCamper eine Datenbank aufgesetzt, um 3D Konstruktionen für das Wohnmobil zu sammeln, Falls also jemand 3D Daten benötigt oder selber Modelle konstruiert hat, dann bitte einspeisen. Dann haben wir einen speziellen Bestand für Camper ... Klick mich


    Die Konstruktionen im Rahmen des Umbaus des "grauen Monsters" habe ich dort ebenfalls abgelegt.


    vG

    Martin

  • Hallo Martin,


    es würde imho Sinn machen, auch eine Abbildung des gedruckten Teils einzustellen.


    Gruß


    Elbert