Hallo in die Runde,
da nun die Diskussion in diese Richtung doch weiter geht (trotz des freundlichen Winks von Thomas in #131
) möchte ich auch nochmal ein paar Worte aus meiner Sicht zur Retarderfrage, der Kritik an den Reisemobilherstellern und der Grenze 7,5 t sagen.
Ich denke, ein Teil von uns, ich eingeschlossen, bewegt sich bei der genauen technischen Einschätzung neben seinen persönlichen Erfahrungen doch auch ein Stück weit im Bereich des Bauchgefühls. Ich weiß natürlich nicht, ob vielleicht Martin (oder ein anderer) mehr Hintergrundinformationen und Berechnungsunterlagen hat.
Klar ist, ein höherer Materialeinsatz, konstruktiv sinnvoll angeordnet, also zur Vergrößerung der Flächenträgheitsmomente bzw. Widerstandsmomente, im Zusammenhang mit konstruktiv angepassten und ausreichend dimensionierten Anschlüssen, Verbindungen und dgl. führt tendenziell immer zur Erhöhung der Festigkeit und damit der Haltbarkeit jeder Trägergruppe. Aber, zur Gesamtbetrachtung der Beanspruchung gehört auch immer die Belastung, nicht nur die statische (hauptsächlich durch das Aufbaugewicht einschließlich Zuladung bestimmt), sondern vornehmlich die dynamische. Und letztere hängt ja nun auch wesentlich vom Einsatz des Fahrzeuges und natürlich der Fahrweise ab. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass in den Kalkulationen und Nachweisen dabei von einem nicht ganz so "rauen Einsatz" der Wohnmobile gegenüber den LLKWs ausgegangen wird. Und ich tue mich immer ein wenig schwer damit, ohne Kenntnis der aktuellen Berechnungen (FEM, Gestaltfestigkeitsnachweise usw.) und ggf. Prüfprotokollen der Hersteller, ohne Kenntnis der gemachten Lastannahmen in Relation zur vorliegenden Konstruktion und ohne Kenntnis der eingerechneten Sicherheitsfaktoren diese Dinge exakt zu beurteilen und zu bewerten. Meines Erachtens kann man nur mit deren Kenntnis hinreichend genaue Aussagen machen, wie hoch die kalkulatorische Lebenserwartung des Rahmens bei einer vorgegebenen oder auch durchschnittlichen Nutzung des Fahrzeuges ist und inwieweit er sich mit 7,5 t Dauerlast schon an der vertretbaren Grenze befindet. Tendenziell gilt natürlich auch immer, je geringer die Belastung, desto höher die Lebenserwartung. Ähnlich verhält es sich auch hinsichtlich von Aussagen zur nominellen Lebensdauer der eingesetzten Lager, der Achskomponenten, der Bremsen, der Schrauben, Gewindebolzen und all der anderen Bauteile, womit letztendlich auch erst eine fundierte Gesamtbeurteilung der 7,5 t beim Daily und einer ggf. möglichen Auflastung über 7,5 t hinaus bei noch vertretbaren Nutzungszeiten und Reparaturintervallen erfolgen kann. Und die Retarderfrage hängt natürlich auch mit der Beurteilung der Bremsanlage zusammen, neben der Komfortgeschichte (diesbezüglich möchte ich meine Wirbelstrombremse auch nicht missen). Und da reicht eben bis 9 t die vorhandene. Die hier mal in dem Zusammenhang angeführte Vorschrift ab 5,5 t beim Personentransport >8 ist halt der anderen Einordnung geschuldet. Der C/C1 reicht ja auch dafür nicht, man braucht eben den D/D1, obwohl man als LKW-Fahrer natürlich auch einen Bus lenken kann.
Ich habe eigentlich immer noch ein gewisses Vertrauen in die Prüfingenieure unserer Zulassungsinstanzen und denke, dass sie die Unterlagen und besichtigten Fahrzeuge richtig bewerten hinsichtlich der erforderlichen Reserven und der notwendigen technischen Ausstattung der Fahrzeuge. Und, wie Thomas, auch ich habe bislang noch keine Statistik gesehen, in der retarderlose Dailys signifikant häufiger an Unfällen beteiligt sind, als die mit
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LG Dieter