Wer hätte das gedacht, dass wir uns in dem modernen Zeitalter mit solchen Szenarien befassen müssen und wer hätte gedacht, dass dem Wohnmobil bei einer solchen Betrachung eine solche Bedeutung zukommen kann.
Ich möchte hier keine Diskussion über die Gründe eines Blackouts oder Auswirkungen desselben starten. Mir geht es lediglich darum, die Möglichkeit eines Dickschiffes als Mitigation zur Situation und Behilfe im Falle eines Blackouts zu betrachten. Das könnte auch für die Interessant sein, die ihr Wohnmobil "einwintern" und entsprechend in einer Notlage nur verzögert in Betrieb nehmen können.
Bei einem Blackout sprechen wir nicht über einen klassischen Stromausfall, sondern über einen Ausfall kompletter Infrastruktur infolge eines Stromausfalls über einen längern Zeitraum > 3 Tage bis zu Wochen. Egal wie wahrscheinlich dieser Fall eintritt, ist es aus meiner Perspektive sinnvoll, sich einmal mit einer solchen Situation auseinander zu setzen. Gerade in den Kreisen der Treffler sind ja Ressourcen und Optionen vorhanden, die in einem solchen Fall helfen können.
Ausgangslage: Es tritt ein Blackout ein, der uns zwingt mit vorhandenen Ressourcen einen undefinierten Zeitraum zu überleben. Mit "überleben" meine ich nicht unseren Komfort aufrecht zu erhalten, sondern die elementar notwendigen Hilfsmittel zu haben um möglichst unbeschadet die Phase zu überstehen.
Wir brauchen Wasser (Haben wir in bestimmtem Umfang im Dickschiff). Wir brauchen Wärme (Haben wir mit einem autarken Heizsystem im Mobil), Wir brauchen Nahrung (Ein Grundvorrat im Mobil ist obligatorisch). Wir brauchen Energie um die minimale Infrastruktur betreiben zu können (Energie ist gerade im Winter eine endliche Größe).
Was, also kann man tun, um sein Wohnmobil als Notfallplan für einen Blackout zu nutzen:
- Energie bunkern" -> Tanks vorsorglich füllen, ggf. Reservebestände anlegen. Die Tankmengen sollten so dimensioniert sein, dass man 10 Tage auch ohne Nachschub überstehen kann. Auch einen Vorrat für den "Moppel", also den Generator vorsehen.
- Wassertanks voll halten. Bei den aktuellen Temperaturen ist das Trinkwasser im Mobil eher wenig riskant, da eine Verkeimung bei niedrigen Temperaturen eher langsam erfolgt.
- Gegebenenfalls Wasser (Trinkwasser) in anderen Behältnissen vorhalten. Eine akzeptable Menge an Trinkwasserflaschen (Mineralwasser) vorhalten. Hier etwa 2 Liter pro Person pro Tag kalkulieren. Das ist die Menge, die ein Erwachsener Mensch pro 24h etwa benötigt um seinen Hydrohaushalt intakt zu halten.
- Vorhaltung von Lebensmitteln. Damit meine ich nicht Chips und Bier, sondern elementare Lebensmittel, die mir die Versorgung des Organismus über einen längeren Zeitraum ermöglichen. Schwarzbrot, Knäckebrot, getrocknete Lebensmittel, Konserven, etc. Nach Möglichkeit sollten es Lebensmittel sein, die ohne weitere Bearbeitung (Kocken, Erhitzen, Backen) verzehrt werden können. Muss die "Suppe" erst noch aufgeheizt werden, wird dafür Energie benötigt, die zu den knappen Ressourcen gehört.
- Konzept für Ressourcenarme Nutzung des Mobils. Das ist ein wichtiger Punkt, da in der Winterzeit die Energiegewinnung (Solar) knapp ist und wir uns darauf einstellen müssen eine möglichst lange Zeit mit den OnBoard-Ressourcen auszuharren. Alle Verbraucher, die nicht unbedingt erforderlich sind, eher nicht betreiben. Fernseher/Radio etc. ist relativ sinnfrei, da aufgrund des Stromausfalls kaum noch Signale übermittelt werden können. Man geht davon aus, dass die gesamte Infrastruktur (Sendeeinrichtungen) zum Erliegen kommt. Auch Kommunikationsnetze (Handy, Internet) werden nicht oder nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen. Das Mobil muss nicht mit 22°C beheizt werden, es reichen auch 15°C und eine warme Decke. Die Klimaanlage zum Heizen ist relativ unnütz, da zu viel Strom benötigt wird, die Gasheizung ist da ergonomischer. Für den Notbetrieb ist es sinnvoll auch Gasflaschen zu bevorraten um ggf. einen leeren Gastank zu kompensieren. Braucht man den Fernseher für gespeicherte und archivierte Filme? Spiele und analoge Bücher können ebenfalls die Zeit vertreiben. Das ist ein Punkt, der nicht zu unterschätzen ist. Immerhin sitzt man in seinem Mobil und "wartet", dass sich die Situation wieder auflöst. Hat man keine "Ablenkung", so kann die Zeit verdammt lang werden und man hadert ggf. mit der Situation, was zu Stress und "merkwürdigen Launen" führt.
- Rechtzeitig sollte man sich Gedanken dazu machen, wie man mit Hilfeersuchen ausserhalb seiner Intimzohne umgeht. Damit ist gemeint, dass man im Warmen und tempoär versorgt in seinem Mobil sitzt, während "draußen" die Leute teilweise verzweifelt um das eigene und familiäre Überleben kämpfen. Stelle man sich vor, man sitzt an seiner Dinette, schlürft den heißen Tee mit einem Odövre in der Hand, während von draußen die Leute durchs Fenster schauen und auf der Suche nach einem warmen Platz sind. Was macht man, wenn die Leute an die Tür klopfen und fragen ob sie ihre Kinder mal in das Mobil schicken dürfen zum Aufwärmen? An der Stelle spielt die Ortswahl eine wesentliche Rolle. Steht man mit dem Mobil auf dem eigenen Hof und gibt sich damit der "Nachbarschaft" preis? Sucht man sich einen Ort, wo man eher nicht in eine solche Situation gerät? Man muss sich auch ggf, mit dem Gedanken anfreunden den Sozialgedanken etwas zu reduzieren, wenn man sich und seine Familie durchbringen möchte. Jegliche Hilfe, die man nach "aussen" gibt, reduziert die eigenen Ressourcen zum Überleben. Ich sage nicht, dass man entsprechend keine Hilfe leistet, aber man sollte sorgfältig abwägen, wie sehr man seine eigene Existenz gefärdet.
- Was passiert mit dem, was man zurücklässt? Die Prognose lautet, dass ab einem bestimmten Grat und Dauer eines Blackout´s mit Plünderungen und erhöhter Kriminalitätsrate zu rechnen ist. Von Einbrüchen in das eigene Heim mal abgesehen, sollte man ja auch einen Gedanken daran verschwenden, was geschieht, wenn der Blackout vorbei ist und man Zuhause die geborstenen Wasserleitungen (Frost bei ausgefallener Heizung), die verdorbenen Lebensmittel aus dem nicht funktionierenden Kühlschran/Tiefkühler, beseitigen und seine Infrastruktur wieder "hochfahren" muss. Vor dem Umzug ggf. den Haupthahn (Wasser) abdrehen und alle Wasserleitungen leerlaufen lassen, die Kühlschränke und Tiefkühler leeren und abschalten oder die Sachen in einen Korb und ab nach "draußen" in die winterlichen Temperaturen?
Was würde euch noch einfallen? Es sollte uns bewußt sein, dass wir mit dem Wohnmobil eine eklatant bessere Chance zur Bewältigung eines Blackouts haben als nahezu jede andere Einrichtung. Dafür sollte man sich allerdings auch ein wenig vorbereiten und die Interessen, die man an einem autarken Urlaub hat, in diesem Fall auf das "autarke Überleben" fokussieren.
Ich würde übrigens gnadenlos auch ein sonst über den Winter abgemeldetes Wohnmobil (Saisonkennzeichen) mit in die Überlegungen einbeziehen. Im Falle eines Blackouts wird die Zulassung eines Fahrzeugs mit Saisonkennzeichen wohl eher drittrangig sein. Der Polizist, der in einer solchen Situation auf das Saisonkennzeichen schaut, wir in diesem Szenarium eher sich und seine Familie durchbringen wollen und da spielt eine Anzeige wegen Verstoß gegen Zulassungsbedingungen wohl eher keine Rolle.
vG
Martin