Während der Motor des Schlauchbootes auf dem Byglandsfjord so vor sich hintuckert und die Sonne vom Himmel lacht, sitze ich im Bötchen und sinne vor mich hin. Was hat der "andere" Martin in seinerm Begrüßung gemeint, als er schrieb, er wäre kein "typlischer Linermensch" ...
Ist jeder Linerfahrer ein "Linermensch"? Oder gibt es da besondere Anforderungen, besondere Eigenschaften oder ein spezifisches Lebensbild? Haben Linermenschen ein positives oder negatives Image? Muss man als Linermensch eine bestimmte Schuhgröße haben und darf man seine Haar lang und offen tragen oder sind es eher Eigner mit Kurzhaarfrisuren. Tragen Linermenschen Anzüge oder angeschnittene Hosen und müssen die Hoisen große Taschen haben damit die viele Kohle hinten rechts in die Geldbörse passen? Muss man sein Wohnmobil selber bar bezahlt haben oder werden auch Finanzierungskäufe gedultet um zu der Gattung "Linermensch" zu gehören. Was ist mit Linerfahrern, deren Wohnmobil gar kein "ächta Liner" ist? Ist ein Liner nur ein Liner, wenn Liner draufsteht oder darf der Liner auch ein einfacher Charisma sein? Was ist mit den Beifahrerinnen, sind das "Linerfrauen" und das auch nur, wenn der "Linermann" ein wirklicher "Linermensch" ist?
Fragen über Fragen ... inzwischen bin ich am anderen Ufer des Fjords angekommen und drehe in eine andere Richtung, sonst wird die Zeit zum Denken zu knapp ...
Ich habe früher zu Bulli´s Zeiten immer etwas neidisch auf die Fahrer von großen Wohnmobilen mit dem Kompfort und den reichlichen Platzverhältnissen geschielt. Natürlich habe ich auch das Klischee von den Dickschiff-Fahrern mit ihrem allseits bekannten Bonzenimage bedient. Immer wieder habe ich mir vor Augen geführt, dass ich mit dem Bulli in Regionen fahren kann, wo so ein Dickschiff mit seinen Einwohnern niemals hinkommt. Während ich mit Handtuch und Kulturbeutel vor dem Sanitärhaus gewartet habe um eine freie Kabine zu ergattern um dann drinnen festzustellen, dass der Automat 50ig-Pfennigmünzen nimmt und nicht die vorbereiteten Markstücke, habe ich allerdings die Dickschiffeigner beneidet, während ich das Pumpengeräusch der jeweiligen Duschen hörte. Als ich mir später dann einen gebrauchten Clou-Liner (Ja einen echten, wirklichen Liner) leisten konnte, habe ich mich immer noch nicht wirklich als "Linermensch" gefühlt, vermutlich weil ich da immer noch nicht wußte, was ein Linermensch ist. Trotzdem wir uns in unserem Clou sehr wohl gefühlt haben, habe ich dann doch sehnsüchtig hinter den modernen Fahrzeugen hinterhergeschaut, wenn sie an der Autobahn an uns vorbeizogen während wir mit der geballten Kraft von 105PS die 7,3t den Hügel hinaufgetrieben haben. Wenn dann auf der Hälfte der Steigung die Gänge ausgingen, dann kam die Sehnsucht nach einem stärkeren Motor in einem moderneren Fahrzeug wieder hoch.
Vorgeprägt durch den Charisma meines Freundes Kalli, entwickelte sich die Begierde auf einen Concorde ... am liebsten eine Liner ... Geworden ist es dann ein Charisma. Nun habe ich das aktuelle Problem, dass der Charisma ja nun kein Liner ist und ich also auch kein "Linermensch" sein kann Aber vielleicht will ich ja ein Linermensch sein ? Grande Probleme ... Ich habe ja einen "Linertreff"-Aufkleber am Heck des Fahrzeuges. Folglich könnte ich ja unsern Charisma nicht als Herstellerbezeichnung aber als Bautyp Liner durchgehen lassen ... Dann wäre ich tatsächlich ein Linermensch
Der Fjord ist schon wieder zu ende ... Also noch mal kehrt gemacht und wieder raus auf´s offene Wasser ...
Immer noch bin ich mit meiner philosophischen Abschätzung zum Thema "Linermensch" nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen. Hätte ich das Geld für unseren vermeintlichen Liner von meinem Vater geschenkt bekommen, geerbt oder aus der Lotterie ... Wäre ich dann vielleicht ein richtiger Linermensch? Ich habe mir das Geld für den Liner mühsam über viele Jahre verdient und erarbeitet. Oftmals wenn ich das erforderliche Budget zusammenhatte, dann kam irgendeine Zwischenfall (Heizung im Haus kaputt, Hof muss neu gemacht werden, Frau will lieber eine neue Terasse mit Pool ...) und der Wohnmobilkauf musste wieder zurückstehen. Als ich dann das Geld beisammen hatte, war kein geeignetes Fahrzeug im Angebot aber ich hatte nun mal eine ganz feste Vorstellung von dem Auto, was ich haben wollte. Dann irgendwann passte es und stolz wie Oskar konnte ich das rollende Wohnfahrzeug zu Hause auf den Hof stellen. Wenn eine solche Historie jemanden zum "Linermensch" qualifiziert, dann bin ich ein Linermensch und bin es gerne.
Ach ja, ich habe ja eine Kühlbox mit Bierchen im Boot ... "Kalliiiii - Bier!"
vG
Martin