Differentialsperre im Daily

  • Hallo und guten Tag an alle Lt' ler,

    ich habe eine Frage zur Differentialsperre im Daily.

    Es ist ein Daily 4, 65C17 mit dem 3l, 170Ps Motor mit Agile.

    Wir haben den Charisma seit Ende 2018, er ist Bj. 11.2011.

    Wir haben die Sperre noch nie gebraucht/ probiert.

    Allerdings habe ich gelesen, dass die sich teilweise bei Unterspannung selbst zuschaltet, bzw. auch gerne festgeht oder "festgammelt".

    Habe neulich einen Differentialölwechsel machen lassen. Der auf die Sperre angesprochene Mechaniker sagte nur: Finger weg, ansonsten wird es teuer.

    Habe gestern drunter gelegen:

    Die Steuerbox, in die 2 Kabel reingehen, ist mit 4 Schrauben an einem Halter befestigt. Nach dem Abschrauben habe ich nichts gefunden, um die Box öffnen zu können.

    An den Anbau am Differential habe ich mich noch nicht getraut, wollte erst mal eine Dichtung besorgen, um das Teil wieder anbauen zu können. ( wenn ich es denn abbekomme)

    Frage: Hat jemand von euch schon mal an der Sperre gearbeitet, um die zu überprüfen oder wieder gängig zu bekommen und vielleicht die Arbeitsschritte dokumentiert?

    Da mein Fahrzeug auf " festem Boden" steht, habe ich mich nicht getraut, die Sperre versuchsweise einzulegen.

    Denn was mache ich, wenn die drin ist und nicht mehr raus geht?


    Danke im Voraus und bleibt gesund


    Karl

  • Hallo Karl

    Das Fahrzeug an der Hinterachse aufbocken und an einem Rad drehen. Wenn das andere Rad stehen bleibt, ist die Sperre ausgeschaltet. Die Sperre einschalten, dann muß sich das andere Rad mitdrehen. Sperre wieder ausschalten, und das andere Rad müßte wieder frei sein.

  • Hallo Walter,

    man bist du schnell: Respekt.

    Habe ich verstanden.

    Getriebe auf Neutral, Fahrzeug aufbocken und an einem Rad drehen.

    Soweit verstanden.

    Wenn nur ein Rad dreht, Sperre nicht drin.

    Dann Sperre einschalten und wieder drehen.

    Ich denke, die Zündung muss an sein, oder sogar der Motor?

    Wenn beide gleich laufen beim Drehen, Sperre drin.

    Was mache ich, wenn die Sperre drin ist und nicht mehr raus geht? Vielleicht bin ich einfach zu über vorsichtig?

    Nochmals danke im Voraus

    Karl

  • Hallo Karl, wenn die Sperre drin ist und nicht rausgeht, dann merkt man das sehr deutlich beim Fahren, spätestens in der ersten Kurve. Dann rubbelt es hinten zwischen Gummi und Straße sehr ungesund.

    Tatsächlich sollte man die Sperre immer mal wieder zuschalten und abschalten. Sehr gerne geht nämlich das obere Lager des Einrückhebels fest. Entweder sie bewegt sich nicht beim Einschalten, oder sie geht rein, weil die Zugfeder zum Einschalten stärker ist, dann aber nicht mehr mit der kleinen Rückholfeder zurück.

    Im Zweifel mal den Betätiger ausbauen. Beide Federn aushängen, geht einfach. Dann die vier Schrauben am Flansch aufmachen, Betätiger abnehmen. Klebt meistens mit der Dichtung ziemlich fest, hinterher ist die auch kaputt. Lässt sich aber auch prima mit Flüssigdichtung (Loctite 5800 oder Dirko HT) einsetzen.


    Ich kann dir nicht sagen, ob dann Öl rauskommt, habe es immer nur beim Ölwechsel abgebaut. Notfalls (vorher) das Auto links auf eine Erhöhung fahren. Allerdings Vorsicht, meine Ausführungen oben beziehen sich auf die Achse vom 40/50C, ist aber bei der großen Achse ähnlich.


    Nach dem Ausbau sieht man schnell, ob sich der Hebel leicht oder schwer oder gar nicht bewegen lässt X(


    Der Iveco-Dealer ersetzt dann das Teil, es geht aber auch ohne weiteres, wenn man das obere Gleitlager an der dicken Filzscheibe vorbei mit einer Injektionsnadel erst mit Bremsenreiniger und dann ausführlich mit Caramba flutet. Seit ich die Filzscheibe ebenfalls mit Caramba "fülle", war das Teil immer schön leichtgängig. Das untere Lager läuft sowieso im Achs-Öl, nur das obere ist problematisch.


    Übrigens stammte die Information (oder wenigstens eine davon), dass Gefahr bei kurzzeitiger Unterspannung besteht, von mir. Das ist wirklich hinterhältig. Wenn es wenigstens ganz einrücken würde, dann merkt man es ja (siehe oben). Leider rutscht die Sperrmuffe nur ein Stückchen vor und kann sich womöglich verkanten - oder springt mit einem sehr unangenehmen Rumms wieder aus der Verzahnung.

  • Hallo Tico,

    auch dir herzlichen Dank für die ausführliche Beschreibung.

    Meine Betätigung sitzt in Fahrtrichtung rechts am Differential.

    Bevor ich da ran gehe, werde ich erst mal meine Iveco Werkstatt aufsuchen und die passende Dichtung besorgen.

    Und dann schauen wir mal.

    Wenn ich sowas angehe, möchte ich zumindest die Verschleißteile da haben, damit sich das nicht so lange hinzieht.

    Kommt man denn irgendwie in den Kasten, der am Rahmen hängt und in dem vermutlich der Motor mit dem Bowdenzug zur Betätigung ist?

    Oder bin ich jetzt ganz falsch?

    Einen schönen Abend euch allen

    Karl

  • Hallo Karl,

    den Kasten habe ich tatsächlich noch nie geöffnet, was eigentlich seltsam ist, weil ich überall mal reinfingern muss. Weiß daher auch nicht, wie man reinkommt. Bei meinem Daily arbeitet der Stellmotor einwandfrei, Probleme macht nur die Einrückeinheit, seit ich den Filz behandelt habe auch nicht mehr.


    Ich hatte schon vermutet, dass der Einrücker bei der großen Achse (450517/2) anders sitzt, daher mein Hinweis. Also rechte Seite höher stellen :-))

  • Deine Frage im Eingangspost, was mache ich wenn die Sperre drin ist und nicht wieder raus geht - das kann ich dir beantworten.


    Ich bin mal eines späten Abends bei einer Pinkelpause auf einem Parkplatz an der Landstraße auf die Idee gekommen, die Sperre mal wieder zu testen. So ganz spontan….

    Einschalten, prima, Lampe geht an, klappt ja. 😎 War Splitt/Sandboden, also mal ein paar Meter Bogen fahren, auch prima. Man merkt, sie ist sauber eingerückt. Tolle Sache.

    Dann wieder ausschalten, Lampe bleibt an, auch klar, ist ja verspannt. Also freifahren, bogen links Bogen rechts, hin und her, Lampe bleibt an :cursing:


    Am Ende lag ich auf dem dunklen Parkplatz mit der Taschenlampe unterm Heck. Eine Seite mit dem Wagenheber anheben, damit sicher spannungsfrei, und dann mit Wasserpumpenzange und Hammer gearbeitet, bis der Hebel wieder zurück war.


    Kein Problem… :rolleyes:


    Nur: Wie blöd kann man sein? ||

  • Hallo Tico,

    danke für die ausführliche Beschreibung was zu tun ist, wenn....

    Dan werde ich erst Mal die Dichtung besorgen und dann weitersehen.


    Ebenfalls fröhliche Grüsse und bleib gesund.

    Karl

  • Hallo Karl


    Wenn du dir schon die ganze Mühe emac hast und nachher uns dies hier berichten möchtest, könntest du bitte Fotos bzw Bilder mit einfügen damit einige von uns dies hier nachmachen können und eine kleine Dokumentation haben um alles noch besser zu verstehen

    Danke

    Lg

    Petz

  • Moin, Karl


    ich hatte einmal elektrische Probleme mit der Diff-Sperre: keine Funktion.


    Zur Fehlersuche wurde die Diff-Sperre geöffnet und im Innenleben die verschiedenen Kabel kontrolliert.


    Letzendlich festgestellt wurde, dass im Motorraum der entsprechende Stecker mit den Signal- und Leistungskabeln zur Diff-Sperre nicht aufgesteckt war..


    Aus dieser Aktion stammen die beiden Bilder.


    Zum Öffnen des Deckels der Diff-Sperre mussten die kleinen Schrauben auf dem Umfang alle entfernt werden. Zwei hatten sich aber vehement gewehrt und konnten nur mit roher Gewalt "überzeugt" werden. Das war der größte Aufwand bei der Fehlersuche. Der Rest war schnell geklärt.


    Wolfgang

  • Hallo Karl,

    Bei mir (gleiche Ivecobasis unter Flair) schaltete sich die Sperre von selbst ein, ließ sich durch die schon genannten Aktionen lösen, schaltete sich beim losfahren aber sofort wieder zu. Als erste Hilfe hatte ich auf anraten meiner Werkstatt den Kabelstrang zum Kasten abgesteckt (Steckverbindung liegt im Rahmen auf der Fahrerseite). Nachdem das nichts half, kappte ich den Bowdenzug zur Sperre, dann war sie frei und ich konnte weiterfahren. Zu Hause dann den Steuerungskasten ausgebaut und geöffnet. Die Ursache war eine durch Feuchtigkeit korrodierte Platine im Kasten (Kondenswasser, kommt lt. Iveco öfter vor. Die neueren haben wohl eine Bohrung zur Belüftung) Diese gab ständig das Signal Sperre ein. Da ich die Sperre in 10 Jahren (trotz exzessive Geländefahrten) nicht einmal benötigte, liegt der überholte Kasten seitdem im Keller. Wieder eine Fehlerquelle weniger.


    Gruß Bart

  • Hallo ihr Alle,

    danke für den vielen Input.

    Ich war gestern erst mal bei Iveco.

    Die Dichtung muss bestellt werden.

    Ich kam dann in ein Gespräch mit einem Mechaniker, der der Spezialist für die Sperre ist. Er gab mit gegenüber zu verstehen, dass das Teil, welches am Differential angeschraubt ist, nicht das Problem sei. Dieses wäre durch das Getrieben gut geschmiert und könnte sich nicht festsetzen.

    Das Problem sei der Bowdenzug bzw. die Elektronik, welche sich in dem Kasten befindet.

    Ich solle mal ganz vorsichtig den Deckel abnehmen und reinschauen.

    Wenn das Alu da drin teilweise schon in Pulver übergegangen sei, solle ich zumachen und die Sache vergessen.

    Habe dann gestern den Kasten vom Halter abgebaut und Kriechen bei den 6 Schrauben aufgeträufelt.

    Mit einem Akku- Schrauber ( geringstes Drehmoment) versucht, die Schrauben loszu"brechen". Mehrfach Kriechöl erneuert.

    Bin bis Stufe 6 drehmonentmässig gekommen, dann war der erste Industrie rund gedreht.

    Muss ich wohl auf ihren und dann neue Gewinde setzen.

    Dazu komme ich aber erst mal nicht, wollen nächste Woche in Richtung Giethorn und dann mal sehen.

    Nochmals danke für eure Hinweise und Informationen.

    Bleibt gesund

    Karl

  • .

    Ich kam dann in ein Gespräch mit einem Mechaniker, der der Spezialist für die Sperre ist. Er gab mit gegenüber zu verstehen, dass das Teil, welches am Differential angeschraubt ist, nicht das Problem sei. Dieses wäre durch das Getrieben gut geschmiert und könnte sich nicht festsetzen.

    Tja, da sieht man einmal mehr, dass auch Spezialisten zu pauschalen Aussagen neigen, die in keiner Weise der Realität entsprechen. Bei meinem wurde das Teil am Differential von Iveco Karlsruhe nach 6 Monaten auf Garantie getauscht. Festgegangen. Das zweite hab ich einmal ausbauen müssen, war festgegangen. Nach einem Jahr nochmal dasselbe, seitdem behandle ich es alle 6 Monate mal wie oben geschrieben und es ist seither in Ordnung.
    Klar, das obere Lager wird durch Öl geschmiert, welches sich nach oben kämpft und dort die von außen kommende Feuchtigkeit wegschiebt. Wäre schön... ;)
    Aber gut, dass wir jetzt wissen, dass es daran nicht liegt :00008698:

  • Hallo Tico,

    danke für die aufmunternden Worte.

    Naja, die Dichtung ist bestellt, es geht erst mal nach Giethorn, und wenn wir zurück sind, werde ich weiter schauen.

    Die Schrauben des Alukastens werde ich aufbohren und ersetzen müssen.

    Ich will nur nichts übereilen und sicher gehen, nichts zu "verschlimmbessern" oder kaputt zu reparieren.

    Noch ein schönes Wochenende

    Karl

  • Ihr habt beide recht! Es gibt eben 2 Schwachstellen, wobei die Bowdenzugmimik die Anfälligere ist.


    Ist das Gehäuse für den Stellmotor der DiffSperre undicht, so kriecht Feuchtigkeit in den Bowdenzug und dann setzt er sich fest. Ebenso kann die Elektrik (Steckverbindung des Anschlußes des Stellmotors oxydieren und dann kommen "merkwürdige" Sachstände zu Tage. Entweder die DiffSperre verselbstständit sich oder sie lässt sich nicht mehr aktivieren. Bildet sich eine leitfähige Brücke zur Sensorleitung, dann kann es sein, dass die Kontroll-Leuchte für die DiffSperre nicht mehr ausgeht. Allenfalls kann es auch sein, dass der Stellmotor anspricht, die DiffSperre aktiviert aber die Kontrollleuchte nicht angeht.


    Der Hebel von der eigentlichen Sperre sitzt in einem Gleitlager. Wird die DiffSperre lange Zeit nicht benutzt, dann wird das Gleitlager schwergängig. Unter Umständen wird die Sperre dann eingezogen, löst aber nicht mehr, da das Lösen durch eine Feder verursacht wird. Ist das Gleitlager also schwergängiger als die Federkraft, dann bleibt die Differentialsperre eingelegt und das Differential gesperrt.

    Dem kann man in der Situation begegnen, indem man den Hebel von Hand zurückzieht.


    Ich bin nicht sicher, aber ich meine die DiffSperre wäre oberhalb des Differentialö-lLevels. Man kann die gesamte Mimik mit 4 Schrauben lösen und herausnehmen. Ich würde sicherheitshalber eine Ölauffangwanne unterstellen. Dann den Halterahmen in den Schraubstock, mit WD40 fluten und den Hebel solange hin- und herbewegen, bis er wieder leichtgängig ist. Dann den Block mit einer neuen Dichtung wieder einsetzen. Ist ein bisschen hakelig aber geht schlußendlich problemlos. Um die Welle auf welcher der Betätigungshebel befestigt ist, viel Fett (Wasserfest und Säurefrei) aufbringen um die Welle zusätzlich gegen Feuchtigkeit zu schützen. Auch nach einer Unterbodenwäsche sollte man diesen Bereich nachfetten.


    Was wichtig ist: Man sollte die Differentialsperre auch gelegentlich benutzen. Alles, was nicht bewegt wird, setzt sich im Laufe der Zeit fest. Also immer mal, wenn es die Gelegenheit hergibt, die Differentialsperre einlegen, damit sich die Hebellage ab und an bewegt.


    Wenn man da unten sowieso gerade herumschraubt, dann auch die Füllschraube für das Hinterachsdifferentialgetriebe mal säubern und öffnen. Falls bei der Demontage der Sperre Öl ausgetreten ist, auf jeden Fall den Ölstand kontrollieren und ggf. wieder nachfüllen.


    vG

    Martin

  • Hallo Martin,

    danke auch die für die Information und die technischen Zusammenhänge.

    Es gibt also einiges zu tun.

    Ich hoffe, das das Wetter noch etwas "mitspielt"

    wenn ich drangehe.

    Bleibt alle gesund

    und ich freue mich, euch mal zu treffen

    Karl

  • Von Oberhausen ins Sauerland ist ja keine große Entfernung. Sonst kommst du rüber. In der Halle ist man weitestgehend wetterunabhängig ... Reinfahren, mal kurs mit dem Stapler etwas liften oder Fahrwerk hoch reicht in der Regel völlig aus um da einigermaßen angenehm dran zu arbeiten. Den 940iger kann man ja gut unter der Hecktraverse packen, Palette auf den Stapler, Kantholz unter die Heckträger und anliften (Komplett hochheben würde ich ihn da nicht!). Böcke drunter und dann hat man gefahrlos den notwendigen Raum um auch den Männerbauch unter das Auto zu bekommen.


    vG

    Martin

  • Hallo Martin,

    danke für das nette Angebot, auf das ich gerne zurückkommen werde.

    Ich habe den Eindruck, du weist sehr genau, von was du sprichst, während ich noch "im trüben fische".

    Wie gesagt, erst mal die Dichtung bekommen, dann die Tour Richtung Giethorn und dann mal sehen, was Elke und die Miezen noch so wollen.

    Vor Corona waren wir in der Vorweihnachtszeit am Wochenende unterwegs auf den Weihnachtsmärkten in Deutschland.

    Danke nochmals für das tolle Angebot.

    Bleib gesund

    Karl

  • Hallo Martin,

    hab ich grade überflogen.

    Wahnsinn, dass du diese Informationen hast.

    Herzlichen Dank dafür.

    Dann sollte ich noch die "Kastendichtung" und das Dichtmittel besorgen, bevor ich da 'rangehe.

    LG

    Karl