Zwei unterschiedliche LiFePos parallel schalten?

  • guten Abend,

    kann man zwei unterschiedliche LiFePo4 einfach parallel schalten, eine 200Ah Liontron und nun dazu eine 300Ah Amperetime?

    Eigntlich müssten die BMS doch alles richtig regeln, oder habe ich da was falsch verstanden?

    Viele Grüße aus dem Bayerischen Wald

    Gerhard

    Gott hat zwar die Zeit erschaffen, von Eile hat er aber nichts gesagt...

  • Aus meiner Sicht spricht da nichts dagegen.

    Jede Batterie überwacht sich selbst und liefert oder lädt soviel, wie sie kann.


    Die Hersteller würden das sicherlich verneinen, aber die wollen ja auch ihren eigenen Kram verkaufen.


    Ich selbst habe seit 5 Jahren ein Hybrid-Batteriesystem im Einsatz, wo Lifepo4 parallel mit AGMs im Verbund hervorragend funktionieren.

  • Grundsätzlich wird es funktionieren, empfohlen wird es aber nicht, da über kurz oder lang wohl die schwächere Batterie leiden wird.

    Wichtig ist, dass beide die gleiche Ladeschlussspannung haben.

  • BMS und Zelleneigenschaften sind nicht 100 % gleich; es gibt geringe Abweichungen.

    Es wird grundsätzlich gehen, durch immer wieder kleine Ausgleichsströme ist aber etwas mehr „chemische Arbeit“ und damit geringfügig mehr Alterung.

    Antiparallele Schottkydioden an jeder Batterie können helfen, ist aber Zusatzaufwand und in der entsprechenden Stromstärke auch nicht ganz billig. Außerdem zusätzliche Verluste / Wärme durch den Strom x Spannungsabfall Typ. 0,3…0,4 V.


    Also wenn die zusätzliche Alterung akzeptiert werden kann, einfach machen.

    Ansonsten wären natürlich gleiche Batterien, am besten aus einer Serie, am besten.


    Grüße Dietmar

  • Grundsätzlich machbar, empfehlen würde ich das nicht.

    Ich baue schon eine Weile, seit 2015/16, mit Lipo´s Systeme auf. Du hast bei den Zellen die in den Batterien verbaut sind immer unterschiedliche Innenwiderstände. Das führt dazu das, gerade dann wenn es auch noch unterschiedliche Größen sind, immer zu einer unterschiedlichen Belastung.

    Das wirst du daran erkennen da die kleinere Batterie wesentlich mehr Zyklen machen wird, auch wird bei einer Belastung der Strom nicht gleich auf beide Batterien verteilt.


    grüße Jürgen

  • Ich versuche es mal möglichst kurz:


    Technisch wird das funktionieren. Allerdings werden ein paar Merkwürdigkeiten auftreten:

    - Beim Entladen werden die beiden Akkus "driften". Das bedeutet ein Akku wird mehr entladen als der Andere. Diesen Effekt hat man auch bei absolut identischen Akkus (wie bei mir).

    - Beim Laden werden die Akkus unterschiedlich geladen

    - Beim Entladen einer reinen LiFePo4-Akku Parallelschaltung kann das soweit führen, dass ein BMS Dichtmacht (Sicherheitsabschaltung) und der andere Akku noch Kapazität > 30% hat

    - Die Auffälligkeiten nehmen zu, wenn höhere Entladeströme gefordert werden (Bei mir > 100A = Klima/Kaffeemaschine)


    Ich löse das Problem so, dass ich die beiden Bänke separat schalte. Ich "arbeite" auf einem Akku und schalte dann irgendwann auf den 2.Akku um. Ebenso beim Laden. Ist der eine Voll, dann wird umgeschaltet auf den 2.Akku.


    Bei mir sind beide Akkus absolut identisch. Gleiche Kabellängen, gleicher Aufbau, Zellen aus der selben Serie etc. pp. Auch die BMS sind identisch mit gleichen Parametern. Entsprechend sehe ich das wie Jürgen, dass es unterschiedliche Innenwiderstände oder marginale Abweichungen als Ursache sein müssen. Der Zyklenzähler ist mir da egal und ich steuere das Zusammenspiel der Akkubänke eben manuell

    Nur, wenn ich die Gesamtkapazität voll ausnutzen will, fahre ich beide Akkubänke parallel und schalte dann irgendwann die Bank mit dem niedrigsten SOC bei etwa 20% ab.


    vG

    Martin

  • Hallo Gerhard,

    funktioniert bei unserem Carver schon über zwei Jahre problemlos.


    2 x 100 Ah LiFeYPO4 - ESY-Batterien von 2016 aus dem ehemaligen Frankia mit umgezogen

    paralell zu

    2 x 300 Ah LiFePO4 - Skanbat-Batterien von 2021.


    Bei dieser Gesamtkapazität ist bisher noch keine Batterien unter 20 % SOC gekommen.

    Die älteren ESY-Batterien werden etwas schneller entladen. Das wäre aber kein Problem, weil ich dort einen

    unteren Schwellenwert von z.B. 20 % SOC zum automatischen Abschalten einstellen kann.



    Einmal selbst sehen, erleben und ausprobieren, ist mehr als 100 Neuigkeiten hören oder lesen.

    Grüße von Walter aus Selbu/Norwegen
    Reisen mit C-Carver771L, mit Vollausstattung, 800 Ah LiFePO4-Batt.-Kap. 1040 Wp Solar usw.

  • Das funktioniert völlig problemlos, die BMS regeln die Abschaltung, sollte einer der Akkus mal früher leer oder voll sein. Jeder Akku bringt das, was er kann. Ich habe selber 1 Jahr lang ein Hybridsystem betrieben, also 2x 150Ah AGM und eine 280Ah LiFePO. Das hat einwandfrei funktioniert. Warum also nicht 2 unterschiedliche LiFePOs. Natürlich verhalten sich beide Akkus etwas unterschiedlich, das wird Dir aber im normalen Betrieb nicht auffallen. Wenn Du z.B. mal einen hohen Strom entnimmst, weil die Kaffeemaschine läuft, dann kann es natürlich sein, dass ein Akku mehr entladen wird, wie der andere. Bei mir sind das jetzt bei 3 LiFePO-Akkus (2x 302 Ah und 1x 280Ah) bei einer Entladung von gesamt 170A rund 65A, 60A und 45A. Das gleicht sich dann aber sofort aus, wenn die Entladung stoppt. Dann fließen Ausgleichströme, die man auch über das BMS schön sehen kann. Wie einige schon geschrieben haben, sollte die Akkus die gleiche Ladeschlussspannung haben.


    Gruß Axel

  • Hallo Martin,

    habe Deinen Betrag interessiert zur Kenntnis genommen. Bei meinen zwei neuen Batterien je 200Ah Liontron ist das "triften" ebenfalls zu bemerken. Nach länger Entnahme hat eine Batterie z.B. noch 78% die andere Batterie 54%. Diese Spanne irritiert mich? Kabellängen, Querschitt usw. alles ok so wie es sein muss.

    Auf Nachfrage über meinen Händler bei Liontron kam die Antwort, die App kann schuld sein. Einen neue App befindet sich in Entwicklung.

    Auch der Vorschlag von Liontron beide Batterien getrennt zu laden hat keine Besserung gebracht.


    Wie hoch ist die Triftspanne bei Dir und wie hast Du die Umschaltung gelöst?


    Grüße aus der Uckermark

    von Peter

  • Hallo Peter,

    von "Schuld sein" braucht man nicht sprechen. Dieser Effekt ist völlig normal und schadet nicht. Es ist kein Problem, sondern eine typische Erschenubg, die nicht nur an Kabrllängen, Querschnitten, Innenwiderstängen liegt, sondern einfach ein galcvanischer Effekt. Bei mir ist der "Drift" zwischen den beiden identischen Akkubänken bis zu 50% der Kapazität unter Last. Je weiter die Blöcke entladen werden, umso mehr gleichen sie sich an. Es gibt einen marginalen Verlust in der Ausgleichsladung, der in der Gesamtkapazität etwa 2% ausmacht, also zu vernachlässigen.


    Eine App wird da keine Lösung sein, da der Effekt galvanisch zu begründen ist. Da das kein Problem ist, braucht man auch nicht nach einer Lösung suchen. Es ist eben eine Erscheinung, die bei der Überwachung auffällt.


    Akku 1 bei 50% SOC, Akku 2 beiv30% Soc. Nun werden 10% aus Akku 1 in Akku 2 transferiert und beide haben dann 40% SOC. Das würde geschehen, wenn man weder Ladung noch Entladung an den Akkus hat. Bei 20,%Soc sind die Akkus aber schon wieder fast gleichauf".


    Stell dir vor du hast 2 Ksnister über ein T-Stück verbunden und sagst den Inhalt ab. Die Ksnister laufen vielleicht aus 100 Gründen nicht gleichmäßig leer. Irgendwann ist ein Kanister leer und dann kommt die Flüsdigkeit eben aus dem anderen Kanister.... pumpst du Flüssigkeit rein, so wird der leerer Ksnister mehr aufnehmen als der vollere und wenn er voll ist, dann nimmt der andere noch Flüssigkeit auf.


    Das ist der gesamte Effekt. Klar könnte man aufwendig die Akkus balanzieren .. nur, warum sollte man das tun?


    Bei mir ist es über eine Lsufzeit von ca 6 Monaten so, dass die eine Bank 5 Ladezyklen und die andere 2 Zyklen hat. Bei zu erwartenden 3000 Zyklen ist mir das völlig Wurscht.


    Also: Nicht kirre machen lassen. Völlig normale Erscheinung, die bei Bleiakkus weniger auffällt aber dennoch immer da war, und bei LiFePo4 eben, wegen der besseren Überwachung, eher auffällt aber auch völlig unkritisch ist.


    vG

    Martin

  • Hallo Martin,

    Danke für die ausführliche Antwort, sie beruhigt mich etwas. Zum Verständnis, ich von beruflicher Seite als Vermesser nun mal ein Kontrollfreak und da muss ich halt alles hinterfragen.

    Ich werde das mal weiter verfolgen. Am 20.12. geht die Wintertour bis 03.01. wieder los.


    Noch mal die Frage zur Technik, wie hast Du die Umschaltung gemacht?


    Grüße von Peter

  • Ich schalte tatsächlich nicht "um", sondern kann jede Akkubank für sich ein/ausschalten. Dazu brauchts ein paar Regeln:


    - Nicht unter hoher Last umschalten (Bei laufender Klima, Backofen, etc).

    - Ich schalte möglichst nicht bei zu starker SOC-Differenz um (Also vollen Akku einschalten und leeren Akku abschalten) Die Grenze liegt bei mir bei 30% SOC.

    - Schalte ich bei 30% SOC auf Bank 1 dann die 100% SOC Bank 2 zu, so folgt die Abschaltung von Bank 1 unverzüglich


    Hintergrund ist, dass bei gleichzeitigem Anschalten von beiden Bänken eben dieser Drift auftritt und dann ein Ladungsausgleich (inkl. Verlusten) zwischen Bank 1 und Bank 2 entsteht. Werden gerade bis zu 200A aus dem Akku gezogen und ich schalte um, dann kommt für die Umschaltezeit der Ladungsausgleich mit bis zu 150A dazu. Das würde dann ggf. unter miesen Umständen zu 350A Last auf den Schaltern führen und die sind "nur" bis 300A ausgelegt.


    Die Situationen, wo ich Umschalten muß, sind relativ selten aber dann auch notwendig. Mit einer Akkubank ohne Ladung komme ich bis zu 10 Tagen (Energiesparend) klar. Bei höherem Verbrauch (Klimaanlage, Backofen, E-Grill, etc) mindestens 3 Tage und dann auf der 2.Bank gleiche Zeit nochmal. Erwarte ich einen latent hohen Verbrauch (Outdoorscanner über 10h) dann fahre ich auf beiden Bänken parallel und habe den zuvor geschilderten Effekt mit der unterschiedlichen Entladung.


    vG

    Martin