Totaler Stromausfall wegen defektem Batterietrennschalter (Natoknochen)

  • Ich möchte meine Geschichte hier teilen, in Bezug auf einen totalen Stromausfall in unserem Nibi Flair 880 von 2016. Vielleicht hilft es ja mal jemanden…

    Ich sitze gemütlich am Kaffeetisch, die Spülmaschine läuft, und plötzlich geht das Licht aus und es wird still - Stromausfall!

    Zu dieser Zeit hatte ich kein Landstrom genommen. Die Lithium-Akkus waren morgens zu ca. 70% geladen und der Multiplus 3000 liefert den Strom für die Spülmaschine. Jetzt war alles aus. Das Zentralpanel, die Alde, der Kühlschrank, und der Multiplus. Und ich konnte auch nichts wieder einschalten - alles war tot!

    Okay denke ich, da iss wohl ne Sicherung durch, aber welche…. Also in der Heckgarage das Lochblech vor dem Elektrofach weg und angefangen Sicherungen zu prüfen. Es gibt dort viele Sicherungen, FI-Schalter u.s.w.. Die wenigsten davon sind beschriftet und das Handbuch ist eher unübersichtlich. Nach zwei Stunden gebe ich auf. Alle Sicherungen scheinen i.O., auch die drei 100A und die 300A. Mein Multimeter zeigt auch überall 13,4V an. Dann fällt mir ein, dass ich weder die Hubstützen noch die Markise, noch die Eingangsstufe einfahren kann. Ja, mechanisch geht das irgendwie, aber ich habe das noch nie gemacht. Ich rufe den ADAC an, schließlich bin ich ja schon ewig Mitglied und habe ihn noch nie gerufen. Nach zwei Stunden war er da. „Ich kann ihnen nur mit dem Iveco helfen“ meint er. „Aber sie haben Glück, ich bin auch Camper und helfe ihnen gern“ sagt der gute Mann vom ADAC. Nach guten zwei Stunden und einigen Gespräche über Spanien gibt er auf. Wir kommen auf die Idee den Landstrom einzustecken. Und siehe da, es tut sich was… Der Multiplus lässt sich einschalten und danach auch das Zentralpanel. Beide melden Batterie LOW. Kann doch nicht sein, denke ich. „Ist bestimmt nur eine Kleinigkeit“ sagt der gute ADAC Mann zum Abschied. Ich versuche die Hubstützen einzufahren. Zweimal brich das System wegen LOW Batterie zusammen. Beim 3. Versuch ziehen die Stützen ganz ein. Das ist doch schon mal ein Erfolg, aber sobald ich den Multiplus ausschalte ist wieder alles tot. Kein Zentralpanel, keine Alde… ihr wisst schon.

    Am nächsten Morgen, und nach einigen Stunden Internet, habe ich die Idee, dass es entweder einen Neustart des gesamten Systems. braucht, oder das der Vicrton Battery Protect hinüber ist. Also erst mal Landstrom raus und den Protect überbrückt - keine Veränderung. Jetzt habe ich das Batteriekabel vom Mess-Shunt abgenommen um das System Stromlos zu machen. Konnte auch danach mit dem Messgerät keinen Strom mehr messen. Nach dem das Batteriekabel wieder verbunden war…. keine Veränderung. Eher beiläufig ziehe ich den roten Schlüssel am Batteriehauptschalter ab und messe nochmal mit dem Multimeter nach. Er zeigt 13,4V, obwohl die Batterien jetzt getrennt sein sollen!?? Das Teil ist defekt… sollte der Batterieschalter die Ursache sein? Also den Schalter ausgebaut und die Kabel mit einer Schraube zusammengeklemmt. Es geht… alle Systeme arbeiten wieder in ihren normalen Parametern! Der Batteriehauptschalter, auch Natoknochen genannt, hat weder getrennt, noch richtig verbunden. Er war innerlich zerstört. Und was war nun die Ursache: Der Schalter ist ein Hella 2843 und laut Datenblatt für lediglich 50A Dauerstrom ausgelegt. Der von Nibi verbaute Multiplus 3000 zieht jedoch über 200A Strom aus den Batterien. Der Schalter musste also früher oder später durchbrennen. Vielleicht Pfusch ab Werk von Niesmann&Bischoff??

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

    Ein Leben ohne Wohnmobil ist möglich, aber sinnlos. :P

    — Flair 880LE —

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  • Danke für die Echtwelterfahrung. Das wundert mich ehrlich gesagt nicht.


    Beim Umbau meiner Elektrik war gerade "diese Komponente" also der passende Trennschalter. das "aufwendigste" bei der Recherche und Produktprobe vor Ort.


    Viele Trennschalter disqualifizieren sich zwar schon wenn man mit ordentlich dimensionierten Rohrkabelschuhen dran geht und dann die Größenverhältnisse sieht, aber auch die "passenden" sind teilweise nur "von außen" gut.


    Auch namhaftere Hersteller haben hier Produkte im Sortiment die im Arbeitsbereich >100A ausgewiesen sind, bei tatsächlicher Dauerbelastung damit aber ungesunde Temperaturen entwickeln. Liegt wahrscheinlich auch daran dass der typische Trennschalter aus dem KFZ Bereich eben keine Dauerlast von teilweise deutlich > 100A über Stunden leisten muss.


    Spätestens wenn man höhere Akkukapazität nachgerüstet hat oder dies ggf. auch ein "Optionspaket ab Werk" war sollte man dennoch prüfen dass die Dimensionierung aller Bauteile passend gewählt wurde. Bei einem Fahrzeug BJ2016 ja vlt. auch eine nachträgliche Erweiterung ohne alle relevante Komponenten zu tauschen ?

  • Spätestens wenn man höhere Akkukapazität nachgerüstet hat oder dies ggf. auch ein "Optionspaket ab Werk" war sollte man dennoch prüfen dass die Dimensionierung aller Bauteile passend gewählt wurde. Bei einem Fahrzeug BJ2016 ja vlt. auch eine nachträgliche Erweiterung ohne alle relevante Komponenten zu tauschen ?

    Das Stimmt wohl, aber 50A sind definitiv schon immer zu gering gewesen. Welchen Schalter hast Du jetzt genommen?

    Ich habe ja jetzt keinen mehr drin.

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    — Flair 880LE —

  • Verbaut hab ich von Hella die 6EK 008 458-011 https://www.amazon.de/gp/product/B003NDV4J2


    Kann ich aber nicht! uneingeschränkt empfehlen.

    Für mich darf das Teil im Bereich des Arbeitsstroms keinen nennenswerte Erwärmung aufzuweisen, das ist hier aber eben auch nicht der Fall.
    Bei 150A Dauerlast hab ich hier auch ca. 40Grad. Schraubverbindung hatte ich geprüft, Kontakte und Rohrkabelschuh mit Schleifpapier von Oxidation befreit, mit Drehmomentschlüssel angezogen. Und doch ist es die einzige "passive" Komponente im Setup mit messbarer Erwärmung.


    Ich hab aber an der Montageposition keinen Platz für was Bautechnisch (noch) größeres weshalb ich jetzt zunächst nur einen Temperatorsensor mit Alarmierung unmittelbar an die Anschlussstelle gelegt habe.

  • Moin Alex,


    man kann sicher auch ohne einen Batterie-Hauptschalter leben aber wenn es doch mal pressiert und der Strom ausgeschaltet werden muss, ist so ein Teil ganz sinnvoll. Natürlich sollte man einen passenden dafür einsetzen. Ich werde das an meinem 2018er NiBi auch mal prüfen, was da eingebaut ist. Wahrscheinlich das gleiche Teil, wie bei deinem.


    Im Netz findet man so manche Batterie-Trennschaltern, die für Lasten über 200A ausgelegt sind.

    z.B. hier beim großen Fluss

    ... oder auch hier bei einem anderen Anbieter


    Bei uns ziehen wir nur mit Kaffeemaschine und dem Fön der besten aller Beifahrerinnen über 100A und das auch immer nur kurzzeitig. Vielleicht kann dazu der eine oder andere unserer Elektro-Spezialisten was dazu sagen. Sollte man den Knochen austauschen?


    VG, Thomas

  • Was Thomas da verlinkt hat gibts von verschiedenen Herstellern, weitgehend Baugleich und verwechselbar ;) U.a. Victron hat auch so ein Teil im Sortiment.

    Gerade bei dem von Thomas bei Amazon verlinkten sollte man in die Rezensionen schauen, (nach den negativen Filtern) dass sind dann die Nutzer mit etwas mehr Last auf dem Schalter und eindrucksvollen Bildern ;)


    Ich hatte den von Victron, die Schaubsockel sind 10er, allerdings kam ich da mit meinen 120er Klauke Rohrkabelschuhen nicht drauf.

  • Moin,


    ich danke allen für die Hinweise, wieder eine Sache, auf die man durchaus "ein Auge haben" sollte, will man nicht mal vor einem nicht geeignetem "Lagerfeuer" stehen, auf die ich aber ohne diesen Thread nie gekommen wäre. Wie gut, dass es den LinerTreff gibt!


    Beste Grüße

    Dieter

  • Zitat

    Ich hatte den von Victron, die Schaubsockel sind 10er, allerdings kam ich da mit meinen 120er Klauke Rohrkabelschuhen nicht drauf.

    Das Muss ich leider bestätigen. Der Victron Schalter hat zu kurze Schraubsockel und das Gehäuse ist zu klein. Passt beim Flair nicht.

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    — Flair 880LE —

  • Das Problem hatte ich ja bei dem Umbau im "grauen Monster"auch und habe auf 200A Trennschalter gesetzt. Optisch sind es die, welche Thomas auch verlinkt hat. Lt. Herstellerangaben bis 250A. Da ich die BMS auf 160A (2x160A) eingestellt habe, sollten Sicherheitsreserven ausreichend vorhanden sein.