Atego Motorschaden OM 936

  • Hallo Zusammen,


    nun sitzen wir schon eine Woche in Spanien fest. Es wurde das Elektrohydraulische Ventil zur Ansteuerung der Motorbremse ausgetauscht. Die Lieferzeit dauerte eine ganze Woche :rolleyes:. Der Austausch hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Der Motor läuft nicht.


    Nun wurde festgestellt das sich die beiden Nockenwellen beim Motorstart nicht drehen.

    Kann aus meiner Sicht nur ein Schaden an den Stirnrädern sein?

    Leider kenne ich die Funktionsweise dieser Motorbremse nicht. Die Motobremse wird über die Ventilsteuerung realisiert. Der Motor hat auch eine variable Auslaßnockenwelle.


    Wer weiß wo das Problem liegt?


    Mercedes will nun einen neuen Motor einbauen =O

    Der Motor soll 34.000€ plus einbau kosten.

    Jetzt verlangt Mercedes das der Motor zerlegt wird um dann zu entscheiden ob es auf Garantie abgewickelt werden kann. Seit einer Woche bekomme ich, werder telefonisch noch per Mail, eine Aussage zur Kostenübernahme.


    Wahnsinn nach nur 40.000km Laufleistung.

  • Urg, dass braucht ja kein Mensch. Ein Rumpfmotor kostet meines Wissens so 15kEuro netto. Es kann ja nicht alles kaputt sein. Da kann man bestimmt einzelne Komponenten Tauschen, so LKW Motoren sind eigentlich ganz gute Baukasten.


    Ich wünsche dir gute Nerven, und drücke die Daumen für eine Garantieübernahme. Die Laufleistung sollte das doch eigentlich hergeben.


    Beste Grüße und Kopf hoch

    Michael

  • Aua ... das tut weh!


    ZUnächst mal wäre es interessant, wie sich die Diagnose denn darstellt. Der OM936 hat ja ein Stirnradgetriebe. Das sich die Nockenwelle(n) nicht mitdrehen ist da schon mal tragisch. Dreht sich eine Nockenwelle nicht mit, so könnte es an dem verbindenden Triebrad liegen. Drehen sich beide Nockenwellen nicht mit, so ist "unten" was faul.

    Allerdings erschließt sich mir die Herleitung der Diagnose nicht. Dreht der Motor beim Anlassversuch garnicht (steckt fest) oder dreht er leer (als wenn keine Kompression da wäre)? Ist der Motor "normal" gelaufen, abgestellt und sprang dann nicht mehr an? Ist er während der Fahrt ausgegangen nach einem mechanischen Geräusch?


    Bevor man das Ventil zur Steuerung der Motorbremse austauscht, wird doch erstmal ein Startversuch unternommen. Sollten sich die Nockenwellen nicht mitdrehen, dann ist das klar und deutlich zu hören, da auf den Zylindern, wo die Ventile aufstehen, keine Kompression entsteht. Das Motorengeräusch bei drehendem Anlasser ist gravierend anders als normal und ich behaupte jeder Schrauber hört das sofort, dass da etwas nicht stimmt.

    Es gibt eigentlich nur 2 mögliche Ursachen für ein solches Bild. Steuerkette/Zahnriemen gerissen (bedes hat der OM 936 meines Wissens nicht) oder am Stirnradgetriebe ist etwas zerbröselt, was aber nicht im Stand geschehen kann, sondern nur bei drehendem Motor und sich deutlich metallisch hören lässt. Ich bin nicht sicher, ob der OM936 ein sogenannter "Freiläufer" ist aber ich denke, eher nicht. Dann würden die Kolben unter die geöffneten Ventile schlagen und auch das wäre deutlich hörbar in der Entstehung.


    Sollte es so sein, dass an dem Stirnradgetriebe etwas zerbröselt ist, dann wäre eine Instandsetzung mit hoher Wahrscheinlichkeit möglich (üblicherweise, wenn es keine gravierenden Folgeschäden gibt). Krumme Ventile kann man ersetzen und neu einschleifen. Angeschlagene Kolben, sofern die Beschädigung nicht zu massic, kann man instandsetzen oder eben erneuern. Das Stirnradgetriebe ist ebenfalls keine Raketenwissenschaft.

    Zur Diagnose muss auf jeden Fall mindestens der Ventildeckel runter, was aber relativ geschmeidig geht, Zum Kontrollieren der Ventileinstellungen ist das ebenfalls erforderlich und erfolgt bei eingebautem Motor. Ist kein großes Ding.

    Bereits dann kann man erkunden, ob sich das Stirntriebrad drehen lässt, ohne das sich die Kurbelwelle dreht. Wenn ja, dann gibt es dicke Augen ... Dann ist da im Stirnradgetriebe etwas übel zerbröselt.

    Bei einer Laufleistung von 40.000km ist das extrem selten.


    Auf jeden Fall kribbelt es mächtig an der hinteren, linken Magenwand, wenn ich von einer Werkstatt eine Aussage "Neuer Motor erforderlich" ohne eine klare Diagnose erhalte.


    1 Tag Ausbau

    1 Tag Umbau der Anbauteile

    1 Tag Einbau

    mit 2 Personen sind das 6 Arbeitstage a 1.600€ und in Summe 9.600€


    Neuer Motor (Komplettmotor) OM936LA kostet 22.600€ (Brutto) ... Aber warum sollte man das tun, da alle Anbauteile (Turbo, Krümmer, Flansche, Einspritzanlage etc) ja wiederverwendbar sind. Der Rumpfmotor wird so, wie es der Michael bereits angegeben hat, bei ca. 15k€ liegen. Dann lande ich aber überschlägig bei ca. 10.000€ Arbeitskosten.


    Irgendwie werde ich nicht schlau aus dieser Geschichte. Was ist das denn für eine Werkstatt?


    vG

    Martin

  • Wie gut kommen die in der Werkstatt denn an den Motor im Palace 95?

    Eigentlich recht gut durch die Serviceklappe. Da sind alle relevanten Baugruppen im Zugriff. Alles, was seitlich am Motor, vor Allem die "Heißseite" betrifft, ist versteckt zwischen Rahmen und Motorgehäuse. Da ist es sehr eng. Die Kaltseite (ESP, etc) ist etwas besser zugänglich. Oben und unten sollte kein Problem sein. Vor allem der Ventildeckel ist eigentlich sehr gut erreichbar.


    MAN Fachbetriebe weigern sich teilweise Arbeiten "im" Fahrzeug durchzuführen aber in diesem Fall sollte auch das kein Problem sein. Es geht ja zunächst mal um die Diagnose. Vielleicht hat die Werkstatt ja auch entsprechend diagnostiziert aber eben schlecht kommuniziert oder der gute Hans hat nicht vollständig bereichtet, ohne dass nun negativ zu meinen.


    In der Fehlerbeschreibung sind mir einfach zu viele Ungereimtheiten. Wenn da beispielsweise seitlich ein Pleuel rausguckt und das nicht übermittelt wird, dann kann man verdammt viele Ursachen erforschen.


    vG

    Martin

  • Hallo Martin,


    Sag mal , woher hast Du eigentlich die ganzen Detailkenntnisse zu den verschiedenen Motoren, Chassis, Aufbauten der unterschiedlichsten Baureihen von alt bis neu?

    Sehr beeindruckend.

    WCS und Co müssten Dich doch eigentlich in Ketten legen und nie mehr weglassen ;)


    Danke jedenfalls für den vielen unermüdlichen und ausführlichen Support…


    VG

    Mario

  • Liegt am guten Gedächnis und der schier unendlichen Neugier ^^ ... Ist aber auch nicht allgemein so, sondern eben hauptsächlich bei Technik, Wohnmobilen und Autos ... UNd weil ich grundsätzlich überall meine Nase reinstecke. Das versuche ich mir dann zu merken und hin und wieder klappt es auch.


    vG

    Martin

  • Einen Schaden an den Stirnrädern habe ich noch nie gehabt.

    Vor vielen Jahren gab es bei MAN Probleme dass das Antriebsrad von der Ölpumpe abschert, damit ist der Motor sofort fest.

    Das wurde damals von MAN kulant gehandhabt und ein neuer einbaufertiger (mit Nebenagregaten) Motor zur Verfügung gestellt.

    Nur Einbau mussten wir selbst übernehmen, was ich dann aber gemacht habe.

    Ich denke das Mercedes einen neuen u. kompletten Motor übernehmen wird.

    Das aber erstmal der Schaden festgestellt wird ist völlig normal.


    LG Michael

  • Der OM936 hat einen sehr umfangreichen Antrieb der Nockenwelle über sehr viele Stirnräder.


    Stirnradtrieb OM 936.pdf


    Ich vermute den Schaden in diesem Bereich. Trotzdem sollte der Motor reparaturfähig sein.


    Falls es interessiert:

    Hier ist eine technische Dokumentation über den Motor.

    2 Mal editiert, zuletzt von Juergen- () aus folgendem Grund: Dokumentation gelöscht wegen copyright

  • Hallo Zusammen,


    der Schaden ist während der Fahrt auf der AB passiert, mit plötzlichem lauten, längeren Geräusch, nicht metallisch, aufgetreten. Der Motor ist ausgegangen.


    Der Ventildeckel ist runter, man kann gut sehen das die Nockenwellen nicht drehen.


    1. Diagnose, das elektrohydraulische Ventli für die Ansteuerung der Motorbremse ist defekt.

    Das neue Ventil hatte eine Woche Lieferzeit. Der Motor springt trotz neuem Ventil nicht an. Finde der Motor dreht beim Anlasen sehr leicht durch.


    Die Rollenschlepphebel Auslaßseite haben extrem viel Spiel geschätzt 10mm. Die Auslaßnockenwelle kann verstellt werden.


    Der Atego steht in einer Mercedes Truck Werkstatt, die machen nur LKW.


    Mercedes Deutschland will nun Bilder vom Schaden haben, dazu muss der Motor zerlegt werden.

    Den Zylinderkopf bekommt man vermutlich, aus Gewichtsgründen, nicht aus der Wartungsluke.

    Bedeutet, Vorderachse und Motor nach unten raus


    Danke Jürgen, schaue ich mir gleich mal an.

  • Hier mal das Ventilspiel der Auslassnockenwelle.


    Film 1.mp4


    Danke Jürgen, tolle Dokumentation.


    Die Funktion Motorbremse habe ich, was das Aushebeln der Kipphebel anlangt, nicht so richtig verstanden :saint:

  • Das klingt nun plausibel. Scheint aber auch ein sehr seltener Schaden am OM936 zu sein. Habe bisher nichts vergleichbares gefunden ....


    vG

    Martin

  • Hallo Zusammen,


    Ventile und Kolben sind i. O.


    Es hat das Doppelzwischenrad Nr 3 gefressen, siehe Beitrag 10


    Es hat die Teilenummer A 936 050 160 5 darüber kann ich nichts im Netz finden. Das Zahnrad ist in Spanien nicht verfügbar.


    Der Reparaturtermin ist auf den 15.4. terminiert, also genau 4 Wochen nach Ausfall des Morelo <X

  • Hallo Zusammen,


    nicht das Ihr denkt das Problem hätte sich gelöst.

    Das Doppelzahnrad ist nicht verfügbar, der voraussichtliche Reparaturtermin soll der 20.04.2024 sein also nach gut 5 Wochen, wenn man Mercedes glauben darf :cursing:

    Ungeklärt ist wie Sie die Späne aus dem Motor bekommen wollen. Die Umlaufende Ölnunt vom Lagerzapfen, wo das Zahnrad drauf läuft, war voll Späne.

    Die Nockenwellen haben sich nicht mehr gedreht. das die Ventile heile geblieben sein sollen, kann ich mir nicht vorstellen.

    Die nächste tolle Botschaft, Mercedes will nur die Reparaturkosten übernehmen.


    Kann für mich mal ein Ategofahrer in die Garantiebedingungen schauen was da drin steht? Soll im Bordbuch, Garantieheft irgendwo stehen.


    Ach, das Internet sagt, das der Schaden nicht so unüblich ist =O

  • Hallo Hans!


    Späne im Ölkreislauf … im PKW-Bereich schreit das nach Austausch vom Rumpfmotor, wobei alle nicht betroffenen Komponenten dann umgebaut werden. Zwar gibt es einen Ölfilter, aber da müssen ja auch alle Späne erstmal hinkommen, bevor sie in einem der diversen Gleitlager ihr Unwesen treiben.

    M.E. ist deine Sorge jedenfalls nicht völlig unberechtigt & ich würde mir zumindest von MB erklären lassen, wie sie gedenken das Kleinzeug aus dem Motor zu spülen.


    Viel Erfolg!!

  • Ich würde mal ganz vorsichtig Hoffnung aufbauen. Nach der Motorbeschreibjng und der Kolbenform könnte es tatsächlich sein, dass die Venzile genug Rsum im Kolbenboden haben, um auch im geöffneten Zustand nicht anzuschlagen.


    Ich habe den Motor selber noch nicht zerlegt aber bei den ausgeprägten Mulden sehe ich eine gewisse Chance.


    Alles, wo Späne reingewandert sein könnten, sind Ventiltriebbereich, Steuerseite (Steuerräderbereich) und Kurbelgehäuse mit den Ölkanälen. Alles ohne den Motor zerlegen zu müssen. Allerdings mit dem Restrisiko, dass Dpäne zurückbleiben. Gerade die feinen Späne/Metallabrieb ist das Gefährliche X/ ...


    ToiToiToi

  • Die wichtigste Frage für mich wäre:


    Was war überhaupt der Auslöser für den Ausfall des Zahnrades und die Spänebildung.

    Es hilft nicht lange, das Zahnrad zu erneuern, aber den Grund des Übels nicht zu erkunden.


    Ein Zahnrad geht ja nicht einfach so kaputt.