Völlig anderes Thema ... BMW X3

Einige hier im Forum fahren ja auch einen BMW X# (In diesem konkreten Fall ein X3 - 3,0 Diesel)

Christina hat soeben ihren neuen (gebrauchten) X3 bekommen. Aufgrund der MS Problematik musste es ein E83 sein und ich habe einen aus den letzten Baujahren ergattert. Feines Auto aber ...

Zunächst wurde das Fahrzeug einmal durchgecheckt und weil die Handbremse nicht einwandfrei griff, neue Bremsen auf die Hinterachse (Vorne waren bereits neu). Sowas hatte ich in meinem langen Leben auch als früherer KFZ-Mechaniker noch nie gesehen. Hinten die Bremsen zerlegt (HA mit Bremsscheiben und innerhalb der Bremsscheiben ist eine Trommelbremse integriert mit Bremsbacken ausschließlich für die Feststellbremse/Handbremse). Die Beläge auf den Bremsbacken waren nicht abgenutzt, sondern schlichtweg nicht vorhanden
Als ich dann in die Trommel schaute, konnte ich mir den Hergang vorstellen. Da ist vermutlich jemand mit angezogener Handbremse gefahren und hat die Beläge derart zum schmelzen gebracht, dass der alte Belag als verbrannte Hinterlassenschaften in der Bremstrommel klebten. Also - Unrettbar und komplett erneuert. Fein, nun bremst er mit allen Bremsen wieder einwandfrei.
Nun noch schnell die Winterreifen drauf und Testfahrt ... Alles fein. Kurz an die Tankstelle und an allen Reifen den Luftdruck korrigiert. Vorne 2,2 Bar und 2,4 Bar aug der Hinterachse, wie auf dem eingeklebten Schildchen für dieses Modell mit der Reifengröße vorgegeben. Zack Zack, Tank noch aufgefüllt und ab nach Hause. Madame übernimmt das Auto und treibt mit einem Grinsen im Gesicht die 27x Pferdchen die Straße hinunter als wenn die Sonderangebote bei Aldi fast ausverkauft wären.
Nach der Einkaufsfahrt kommt ein "fährt gut, geht gut den Berg hoch ... alles fein ... Nur: warum ruckelt der bei 150 so?

Hmm, komisch ... heute morgen lief der Bomber Einwandfrei und auf der Probefahrt mit den neuen Bremsen doch auch Also gleich nochmal rein ist das Kraftpaket und ab auf die A45 zum Beschleunigungs- und Hochgeschwindigkeitstest. Beim Beschleunigen um die 3.000 U/min mit einmal dieses "ruckeln". Gang runter, Gang hoch, verzögert und beschleunigt. Immer bei etwa 3.000 U/min im 3.-4. Gang kommt ein Ruckeln, wenn man beherzt aus Gas tritt - also so fährt, wie die Gattin es gewohnt ist. Ergebnis = völlige Ratlosigkeit.
Also wurde das Diagnosesystem ausgelesen. Keine Fehler registriert. Also nochmal Probefahrt mit sensibilisierter Beachtung der Symtome ... Langsames, gleichmäßges Beschleunigen = Einwandfrei. Den Wolf richtig brüllen lassen = Ruckelt bei ca. 2.700 U/min, zieht aber stramm durch und hört bei etwa 3.400 U/min wieder auf zu ruckeln. Dann nochmal richtig aufs Gaspedal ... 180 = alles gut, 190 = alle gut, 200 = wird etwas lauter aber löppt, 220 = hmm müsste der nicht jetzt abregeln?, 240 = huch - au weia, is dat schnell, 250 = nu regelt er doch ab. Also, Speedtest bestanden ... Immer noch völlig Ratlosigkeit. Warum ruckelt die Kiste ...

Lösung: Nach ein paar Telefonaten mit BMW und dem enormen Aufwand, den Luftdruck der Reifen vorne und hinten gleichsam auf 2,3 Bar soll das Problem beseitigt sein Ich werde es gleich testen aber die einhellige Meinung der X-Antriebsgemeinde soll es tatsächlich das Problem beseitigen. Falls also jemand bei einem BMW X-Antrieb auf die Idee kommt vorne und hinten unterschiedliche Luftdrücke oder sogar unterschiedlich abgefahrene Reifen (Nur eine Achse erneuert) zu fahren, dann reagiert das Verteilergetriebe mit Lastkorrektur im Antriebsstrang = es ruckelt!

vG und ab zur Probefahrt
Martin

Also ... Der Reifendruck ist es NICHT. Es handelt sich um den 3,0 SD als M-Technik Modelljahr 2010 (letzter E83) mit 286PS.

Nachdem es nun nicht am Reifendruck liegt, rückt das Verteilergetriebe in den Vordergrund. Ich werde es nun erstmal mit dem Ölwechsel im Verteilergetriebe und Rücksetzen der Lamellenwerte versuchen ... Wenn das den gewünschten Effekt bringt, dann wird das Öl des Wandlergetriebes auch gleich gewechselt. BMW lässt sich diese Arbeiten ja vergolden, deswegen kommt die Karre einfach in die eigene Werkstatt. BMW Spezialwerkzeug und Diagnosesystem ist ja vorhanden ... Schauen wir mal.

Der Test mit den Reifendrücken hat auf jeden Fall ergeben, dass es hier eine Abhängigkeit gibt. Vorne 2,2 und hinten 2,2 Bar = Unfahrbar. Vorne 2,2 und hinten 2,4 ist deutlich besser. Bei vorne 2,4 und hinten 2,6 ist das Geruckel fast verschwunden. Vorne 2,2 und hinten 2,6 habe ich noch nicht versucht aber ich vermute da wird es kaum noch Besserung geben. Die Reifen sind rundum Conti Winter und neu. Also kann es an unterschiedlicher Profiltiefe nicht liegen. Die Raddrehsensoren habe ich auch resettet.

Schaun wir mal ... (Soll Madame halt etwas langsamer fahren, dann tritt das Problem nicht auf )
vG
Martin

Neuer Stand: Steuergeräteanschluß vom VTG (Verteilergetriebe) abgezogen und ... Löppt!!! Damit ist der Fehler eindeutig. Entweder hat das VTG einen echten Defekt (was aber nicht zum Fehlerbild passt) oder es ist tatsächlich das Getriebeöl mit der immer wieder zitierten LongLife-Füllung, die eben dann doch nicht LongLife ist

Nächste Maßnahme: BMW mit Ölwechsel des Verteilergetriebes und Rücksetzen der Adaptionswerte für 90 Euro ... Da fange ich nicht an mir die Pfoten schmutzig zu machen.

Im Rahmen der Aktion dann auch gleich Ölwechsel Differentialgetriebe vorne und hinten. (Das wird in der eigenen Werkstatt gemacht, da ist nix mit Rücksetzen von irgendwelchen Parametern).
Automatikgetriebe wird dann nach der "Allradzeit", sprich nach dem Winter erneuert. Bei BMW ca. 500 Euronen und 120 Euro inkl. Filterwechsel in der eigenen Werkstatt. Da mache ich mir dann doch mal wieder die Finger schmutzig (macht ja auch Spass).

Dann kann die Frau ihre wahnsinnigen 2.000-3.000 km / Jahr mit der Rennsemmel auf Punktejagd gehen

vG
Martin

Zitat von Zoppo

wir fahren immer 2 X5. Einen immer als 50d und einen als 30D. Die letzten mit 22Zoll und Mischbereifung. Von dem Fehler hab ich noch nie was gehört.

wir hatten mit den ganz Neuen nur eine Zeit gebraucht bis die Software mit den Apple Handys klargekommen sind...

Da hat du Glück gehabt

Bei uns ist das ja nicht der erste X3 und diese Symtome hatten wir auch noch nie. Sucht man mal via Tante Googel nach "BMW X ruckelt" dann gehen einem die Augen auf. Das Problem ist landauf und landab bekannt. Hätte ich auch so nicht vermutet. Schaut man sich die Funktionalität des X-Drives mal genauer an, so ist die Sache plausibel. Radsensor bemerkt eine abweichende Raddrehzahl (Luftdruck, Profilhöhe, Mischbereifung) so verlagert das VTG via den Einzelkupplungen (Lamellenkupplungen) die Antriebskraft auf die Räder mit der geringeren Drehzahl. Spricht, die Lamellenkupplung mit dem Antrieb auf die schnelleren Räder löst den Druck und erhöht den Schlupf. Da der Xdrive da relativ schnell reagiert um ein Durchdrehen von Rädern zu verhindern, stellt sich diese latente Steuerung an den Lamellenkupplungen als "Ruckeln" dar. Den gleichen Effekt hat man, wenn man auf Glatteis das Gaspedal durchtritt. Nur spürt man das Ruckeln da weniger, weil die Räder weniger "Grip" haben. Ebenfalls bemerkt man dieses Symptom, wenn man bei viel Wasser auf der Straße und Aquaplaning bei dem X-Drive auf dem Gas bleibt.

Bei dem Xdrive ist das Getriebeöl für das Wandlergetriebe auch für die Schmierung der Lamellenkupplungen erforderlich. Passt die Viskosität nicht mehr und ist das Öl verschliessen, so funktionieren die Lamellenkupplungen nicht mehr bestimmungsgemäß. Bei dem Xdrive "spürt" die Getriebesteuerung die Auswirkungen an den Lamellenkupplungen und justiert nach. Im Klartext: Die Adaptionswerte werden angepasst. Tauscht man nun das alte Öl gegen neues Öl, so müssen die Adaptionswerte wieder resettet werden, damit die Druckwerte für die Lamellenkupplungen wieder neu angepasst (angelernt) werden. Passt man die Adaptionswerte nicht an oder noch schlimmer, ignoriert man die Ölalterung, so reagiert das Xdrive mit einem irreparablen Schaden des Verteilergetriebes (Die Lamellenkupplungen zersetzen sich und verkoken das gesamte VTG). Auch dieses Problem ist so selten nicht. Bevor das VTG bei unserem X3 über die Wupper geht, lasse ich mal schnell den Ölwechsel machen in der Hoffnung, dass das Getriebe nicht schon geschädigt ist.

Ob es stimmt, weiß ich nicht mit letzter Sicherheit, aber bei den Sonderrädern mit Mischbereifung soll die Belastung der Xdrive-Steuerung und des Getriebes enorm sein. Teilweise schalten die Werkstätten kurzerhand die Auswertung der Vorderradsensoren in der Getriebesteuerung ab um das VTG zu "schützen" und den Fehler zu vermeiden. Allerdings hat man dann auch keinen "wirksamen" Allradantrieb mehr. Stehen also die Hinterräder auf Glatteis, so kommt man nicht mehr von der Stelle, weil die Vorderachse (vorderes Diff) keinen Antrieb mehr erhält. Das ist dann der Preis, den man für die "spochtliche Erscheinung" zahlt.

BMW empfielt lt. Handbuch bei allen X-drive-Fahrzeugen immer die Reifen einer Serie mit der *-Kennzeichnung für Allradfahrzeuge um ein möglichst einheitliches Ablaufen der Reifen zu haben. X-Fahrer mit achsweiser Erneuerung von Reifen haben zuhauff die Probleme, wie man auch in den einschlägigen Foren deutlich liest.

vG
Martin