Wie bereits im Vorfeld angedeutet, war ich nun gestern beim Götz in Goch.
Diesen Besuch hatte ich schon längere Zeit in der Absicht und da der Götz mir eine Vorlage in einem seiner Videos gegeben hat, habe ich dann die Chance ergriffen und kurzerhand als Kommentar bei Youtube die "Einladung" auch angenommen und einen Termin vereinbart. Dieser Termin hat nun gestern stattgefunden.
Zunächst bin ich mit gemischten Gefühlen dort hingefahren, da ich ja irgendwie mit dem Schriftzug "LinerTreff" gebrandmarkt bin und diesen Besuch zwar als Privatperson gemacht habe aber dennoch immer in entsprechenden Situationen als LinerTreff betrachtet werde. Da ich den Götz zwar vom Sehen kannte aber noch keinen persönlichen Kontakt hatte, war ich zunächst gespannt, mit wem ich da zusammentreffe. Wie auch in vorhergehenden Beiträgen von mir oft dargstellt, weiß ich, dass es zwischen der virtuellen Person und der realen Person durchaus Abweichungen geben kann und ein Eindruck, den man aus geschriebenen Zeilen entnimmt auch oft nicht mit der Realität übereinstimmt. Auch, weil ich auf diese Unterschiede immer wieder hingewiesen hatte, war es für mich selber unabdingbar die Person real kennen zu lernen, von der ich zwar einen virtuellen Eindruck hatte aber noch nie die Gelegenheit mich von diesem Eindruck zu überzeugen.
Geschriebene Worte können recht hart sein und erst in einem persönlichen Gespräch spürt man dann tatsächlich, was solche geschriebenen Worte bei dem Gesprächspartner dann wirklich verursacht.
Ich hatte mich im Vorfeld telefonisch mit WCS in Verbindung gesetzt. Als ich dann erklärte, wer ich bin und den Begriff "Der Maddin aus dem Video" fallen lies, da wußte man sofort Bescheid und der Termin wurde vereinbart.
So ein wenig hatte ich im Vorfeld meine Hausaufgaben gemacht und mal herumgehört wie der Götz denn so tickt. Auch wie der Umgang in der Firma WCS so "tönt". Aufgrund dieser Vorkenntnisse habe ich mir gedacht, es wäre doch nett mit einer kleinen Geste aufzuwarten um gleich die Stimmung ein wenig zu entspannen und habe einen örtlichen Bäcker ausgeräubert um mit 3 Paletten Kuchen an den Empfangstresen der Firma zu treten. Mit den Worten "Eine Runde Kuchen für die Belegschaft" habe ich mich dann vorgestellt und wurde sehr nett empfangen.
Dann kam der große Moment im Besprechungsraum. Ich wurde dort platziert und sogleich mit Kaffe und Kuchen versorgt. Die Mitarbeiter kamen und haben sich kollektiv für den Kuchen bedankt und sogleich war die Stimmungslage auch sehr gut als dann der Cheff in den Raum kam und sich ebenfalls sehr freudig über den Kuchen für seine Mitarbeiter und sich bedankte.
Kurze Vorstellung und nach wenigen Minuten wurde aus dem Herrn Tönshoff und dem Herrn Neumann ein Maddin und der Götz. Ich habe es selten erlebt, dass der Unterschied zwischen der Erwartungshaltung und der Realität so ausgeprägt war. Völlig entgegen meinem Eindruck aus den Videos war der reale Götz keineswegs überheblich sondern man kann es eher als Stolz auf das Erschaffene beschreiben. Das wurde dann im Gespräch auch immer deutlicher als er mir ein wenig über die Firmengeschichte und seine Ansätze wie man eine Firma aufbaut und betreibt, erklärte.
Wenn man an die Entstehungsgeschichte so mancher Handwerksbetriebe, die noch stolz sind auf ihre Arbeit und mit Verantwortung für ihre Tätigkeit, mit dem "guten alten deutschen Handwerksmeister", vergleicht, so kommt das meinem Eindruck sehr nahe. Immer wieder der Hinweis Dinge unabhängig mit eigenen Werkzeugen und Materialien zu bearbeiten um unabhängig zu sein. Viele Details, die in der Gestaltung eines Unternehmens in der heutigen Zeit oftmals vernachlässigt werden. Persönlicher Umgang mit den Mitarbeitern, Kümmern um die Mitarbeiter, das Hochhalten von traditionellen Werten, all diese Themen kamen dabei zu Tage und erklären ein wenig, wie die Person Götz tickt. Das hat mich nicht nur etwas überrascht, sondern auch nachdenklich gemacht. Alleine das Empfinden der Überschrift "Neues aus der Anstalt" hat mich ein wenig bestürzt, hätte ich doch nicht gedacht, wie kränkend sich so ein eigentlich lapidarer Begriff auswirkt. Immer wieder konnte man dem Götz anmerken, was für eine Wirkung alleine dieser Begriff bei ihm auslöst.
Ich habe ihm dann auch wenig über unsere (meine) Direktiven von Fairness und der Vorliebe für einen gepflegten Umgangston erklärt. An der Stelle war das Erstaunen dann auf der anderen Seite des Tisches und man konnte spüren, dass ihm diese Begriffe viel sagten und er vielleicht auch die Beiträge in unserem Forum ein wenig relativieren konnte.
Wir haben fast zweieinhalb Stunden zusammen gesessen. Wir haben einen Rundgang durch die Werkstatt gemacht und die Art und Weise im Umgang mit den Mitarbeitern als auch diverse Erklärungen zu den dort stattfindenden Arbeiten waren plausibel und gut. Eine sehr sauber aufgebaute Werkstatt und eine nachvollziehbare Darstellung der Workflows.
Fazit:
Der Götz ist ein Charaktertyp, manchmal ein wenig ein "Ballerkopp" aber sehr symphatisch. Man hat sofort den Eindruck, der hat seinen Laden im Griff. Seine Darstellungen sind so überzeugend authentisch, dass ich sehr schnell den Begriff "Überheblichkeit" durch "Stolz" ersetzt habe. Er ist stolz auf seine Mitarbeiter (das kann er auch sein, ich habe selten eine derartig motivierte Manschaft erlebt), er ist stolz auf das was er geschaffen hat und er ist stolz auf seine Produkte und Arbeit. Der Götz ist WCS und WCS ist "der Götz", das kann man an allen Ecken spüren und so lebt er das auch aus. Ich bin tief beeindruckt und habe mich dort sehr wohl gefühlt!
Wir haben dann übrigens gemeinsam darauf verzichtet exemplarisch ein paar Aderendhülsen aufzukrimpen, ich glaube er traut mir das zu, dass ich mit Kabel und Steckern umgehen kann
vG
Martin