Retarder- Nice to have oder geht es wirklich nicht ohne?

  • Dieses blockieren der Hinterachse ist bei Telma weiteshin ausgeschlossen, weil er mit dem ABS kombiniert ist. Retardier ist bei solchen Lasten ein Muss, auch wenn es den Geldbeutel massive schädigt. Um einen kürzeren Bremsweg zu bekommen, sollte man das Air plus zur Luftfederung ordern, denn es verhindert in Bruchteilen von Sekunden das Eintauchen des Vorderwagens, und bringt so mehr Brennslast auf die Hinterachse vor dem Bokieren.


    Gruß Heinz:thumbup:

  • Eigentlich ist ja alles gesagt und geschrieben zum Thema Retarder. Vielleicht hier nochmal eine kurze Zusammenfassung:


    Bei den "normalen" Fahrzeugen gibt es eigentlich nur eine kommerzielle Bremse, die technisch auf das Fahrgestell mit einer "üblichen" Belastung ausgelegt ist. Das bedeutet, die Bremsanlage wird auf eine 2/3 Auslastung des Fahrgestells dimensioniert. Darauf gerechnet wird nochmal ein Sicherheitsfaktor.


    Wird auf dieses Fahrgestell ein Wohnmobil aufgebaut, so verändert sich die Latentbelastung deutlich ungünstig, da Wohnmobile in der Klasse 5-7,5t nahezu ständig am oberen Ende der zulässigen Masse bewegt werden.

    Bei Bergabfahrten entsteht so der ungünstigste Fall der Fahrgestellbelastung. Eine grenzwertige Belastung durch die Fahrzeugmasse, eine permanente Benutzung der Bremse gegen das Gefälle und dazu kommt häufig die Dauer der Belastung bei längeren Bergabfahrten (Pässe).


    Eine optimale Bremsanlage kann das bei entsprechender Benutzung leisten. Entsprechende Benutzung bedeutet das Verwenden der Motorbremswirkung (kleinerer Gang) oder bei der Automatik eine niedrigere Schaltstufe. Dazu statt permanenter Bremsbenutzung kürzere und massivere Bremsbetätigung um ein Überhitzen zu vermeiden.

    Trotzdem wird beim Bremsen die Bewegungsenergie in Wärme umgewandelt und führt zu einer spürbaren Erhitzung der Bremse und einem entsprechenden Verschleiß. Wird das Fading zu stark, so bleibt keine "Rückfallebene". Mit einem anschmelzenden Belag (Risiko steigt bei zunehmender Abnutzung = Materialstärke der Bremsscheiben und Masse der Bremsbeläge) verliert das Fahrzeug deutlich und spürbar die Bremswirkung ohne Alternative.


    Egal ob es sich nun um einen Retarder mit Integration, ohne Integration in die Fahrzeugsteuerung, um eine Motorbremse alter/neuer Bauart, handelt. Es erhöht die Fahrsicherheit eklatant, wenn man eine unabhängige Alternative zur normalen Betriebsbremse hat.


    + erhöhte Betriebssicherheit durch ein unabhängiges, zweites Bremssystem

    + geringere Belastung der klassischen Betriebsbremse

    + Vermeidung vom sogenannten "Bremsfading" und damit spürbare Reserve in der Bremswirkung

    + Komfortgewinn bei längeren Bergabfahrten

    + angenehme Dosierwirkung (Retarder, weniger Motorbremse)


    - Kosten, Gewicht

    - Verglasung der Bremsbeläge (Austausch der Bremsbeläge erforderlich bevor die eigentliche Verschleißgrenze erreicht ist. Nichtaustausch führt zu nennenswerter Beschädiigung der Bremsscheiben)


    In der Argumentation pro/contra kommen die Punkte "Geht auch ohne Retarder" oder "habe noch nie Probleme gehabt" nicht vor. Ebenso kommt auch der "Glücksfaktor" nicht vor. Diese Punkte wertet man nur, wenn man selber mal nach einer längeren Gefällestrecke eine überraschende Bremsreserve benötigt und feststellt, dass man bereits an der Grenzbelastung angekommen ist. Das Gefühl, auf ein "weiches" Bremspedal (Fading) zu treten und kaum noch einer Verzögerung zu erreichen, ist heftig und lässt die Proargumente für ein unabhängiges Bremssystem wie Retarder oder Motorbremse deutlich wichtiger erscheinen.


    Fazit: Es geht auch ohne Retarder oder Motorbremse. Allerdings erfordert das eine gehörige Portion Disziplin beim Fahren und das Glück immer noch ein bisschen Bremswirkung in Reserve zu haben, wenn es "um die Wurscht geht". Ruhiger lebt es sich, wenn man diese Reserve nicht braucht oder hat, wenn man sie braucht.


    Eine "Bremswegverkürzung" durch Retarder oder Motorbremse ist physikalischer Blödsinn sofern die Betriebsbremse einwandfrei funktioniert.


    vG

    Martin

  • Nur als hinweis - alle Iveco Daily welche zur Personenbeförderung genutzt werden (sind nur die kleineren max 65!) haben als Option den Retarder - in der Liste sah es erst aus als wäre das Standard. - Meines Wissen ist es in Deutschland aber Vorschrift diese mit Retarder auszustatten - werde das nachhalten.:


    https://www.iveco.com/ivecobus…BrochureDailyBus19_DE.pdf


    Gruss Thomas

    Phoenix 8100 RSL BJ 03/21

    Einmal editiert, zuletzt von Nordeifeler () aus folgendem Grund: korrektur

  • Na mein lieber Karl Heinz, da sprechen wir glaube ich über verschiedenen Dinge: Über den Brenner gebe ich in der Regel Gas und benutze weder Retarder noch Betriebsbremse. Eine Fahrzeugbeherrschung hat hier den wenigsten Einfluss, da alle Fahrzeuge über 7,5 t eine zusätzliche Bremse haben oder möchtest Du hier mitteilen, dass alle Leute die über 7,5t fahren ihre Fahrzeuge nicht beherrschen: Ich denke das ist eine gewagte These. Wie schon mehrfach von allen geschrieben- ausprobieren!


    Grüße

    Dirk

  • Nur als hinweis - alle Iveco Daily welche zur Personenbeförderung genutzt werden (sind nur die kleineren max 65!) haben als Option den Retarder - in der Liste sah es erst aus als wäre das Standard. - Meines Wissen ist es in Deutschland aber Vorschrift diese mit Retarder auszustatten - werde das nachhalten.:


    https://www.iveco.com/ivecobus…BrochureDailyBus19_DE.pdf


    Gruss Thomas

    Auf Seite 25 des Prospektes erkennt man, dass die Ausstattung "Retarder" eine optionale Ausstattung ist.


    Eine Pflicht zum Betrieb einer sogenannten "Dauerbremse" gibt es gem. StVZO (§41 Abs, 15) nur für Busse ab 5,5t und LKW ab 9t. Wohnmobile auf Basis eines Fahrgestells, welches gem. Spezifikation nicht LKW ab 9t oder Bus ab 5,5t ist, haben keine Verpflichtung zu einer Dauerbremseinrichtung (Retarder/Motorbremse).


    vG

    Martin

  • nein, das habe ich so nicht gesagt. Deswegen habe ich ja auch geschrieben, ich würde es gerne mal ausprobieren.


    Unbestritten ist doch wohl, das es grosse Unterschiede gibt und auch viel Leichtsinn auf den Strassen. Ich hatte vorher auch nur 3,5 T Knaus und habe schon beim ersten Bremsen gemerkt das 7,5 T mächtig schieben und halte auf der rechten Spur schön Abstand hinter einem LKW.. Habe auch meinem sportlich fahrenden Schwiegersohn mit auf den Weg gegeben, nicht die Kasseler Berge mit einem Fuss auf der Bremse und 110 KMH runter zu fahren. Schaut euch doch die LKW`s an. Bergab treten die zwischendurch immer mal kurz die Bremse. So habe ich das auch gemacht. Teilweise bergab auf manuelle Schaltung, damit ich entscheide, wie hochtourig ich fahre und nie den Fuss dauerhaft auf der Bremse.

    Vorausschauend fahren ist das Stichwort. Das tun leider nicht alle.

    Ich freue mich immer wieder, wenn die Strasse so breit ist, und der vor mir Fahrende links blinkt und sich dann rechts einordnet. Ich habe gelernt Linksabbieger ordnen sich links ein, dann braucht bei genügender Breite der Strasse der Rechtsabbieger nicht warten. Meist sind es junge Leute., heisst aber nicht, das die nicht fahren können. Aber man sieht es auch in der Unfallstatistik. Da fehlt eben auch Erfahrung.

    Wollte meinen Mieter (eine Fahrschule) schon mal fragen, ob das heute nicht mehr gelehrt wird.

    Ich möchte da keinem zu nahe treten, und würde auch gerne mal ein Fahrzeug fahren mit so einer Zusatzbremse, habe ich ja schon gesagt.


    Ich plane nächstes Jahr zum Nordkap zu fahren und werde jetzt schon ein bisschen nachdenklich, ob das nicht zu gewagt ist mit der Standartbremse.


    Mein Nachbar hat die Tour mit Wohnwagen mehrfach gemacht. Den werde ich jetzt mal fragen, was es da für Steigungen und Abfahrten gibt. Ich habe ja nicht geschrieben, das ich allwissend bin.


    Vielleicht liesst das ja auch jemand, der die Tour schon mit den Standartbremsen gemacht hat. Ich wäre dankbar für ein bisschen Information darüber.


    Viele Grüße

    Karl-Heinz

  • Vielleicht liesst das ja auch jemand, der die Tour schon mit den Standartbremsen gemacht hat. Ich wäre dankbar für ein bisschen Information darüber.

    Ist grundsätzlich machbar. Allerdings sind entlang der Route auch immer wieder Strecken vorhanden, wo es ohne Dauerbremse etwas risikofreudiger zugeht. Hierzu zählen in Etwa die Trollstiegen. Das erzählt jemand, der bereits die Bremsen an einem Iveco Daily ohne Retarder am Gairanger auf dem Stellplatz erneuert hat nachdem die Trollstiegen die Bremsscheiben zum Glühen gebracht hatten.


    vG

    Martin

    • Offizieller Beitrag

    Schaut euch doch die LKW`s an. Bergab treten die zwischendurch immer mal kurz die Bremse. So habe ich das auch gemacht. Teilweise bergab auf manuelle Schaltung, damit ich entscheide, wie hochtourig ich fahre und nie den Fuss dauerhaft auf der Bremse.

    Dafür gibt es eine einfache Erklärung die sowohl für PKW und LKW gilt. Wenn ein festgelegter Faktor beim Bremsen, egal ob mit Retarder oder bei PKW mit Geschwindigkeitsregulierung erreicht ist, muss die Bremsleuchte angehen. Das kannst ganz einfach testen, stelle z.B. 100 km/h den Irschenberg runter ein, mein BMW fährt exakt 100, egal wie steil es bergab geht. Die Bremsleuchte geht dabei an.


    v.G. Schorsch

  • also mit Retarder wär das nicht passiert:



    kurz hinter dem Ende des San Bernadino Tunnels, nachdem der Typ längere Zeit bergab hinter mir herfahren mußte


    und ich finde langsam entartet der Retarder-Hype, alldieweil bereits das Nordkap ohne nicht mehr erreichbar sein soll

    denn ich sehe mich bereits einige mit glühenden Bremsen hinter den Kassler Bergen stehen....


    grüße klaus

  • und ich finde langsam entartet der Retarder-Hype, alldieweil bereits das Nordkap ohne nicht mehr erreichbar sein soll

    denn ich sehe mich bereits einige mit glühenden Bremsen hinter den Kassler Bergen stehen....

    Mercedes baute, obwohl ich wollte, beim 4x4 neuen keinen Retarder ein. Nachdem ich aber die letzen 40 Jahre überlebt habe und nie Bremsen zum Glühen brachte dank Motorbremse und vorausschauender Fahrweise denke ich werde ich auch die geplanten Fahrten im Norden von Europa überleben. Unser Ducato der nun ja schon fast 20 jähre auf dem Buckel hatte kannte alle Pässe der Schweiz und viele aus Österreich und Italien und Frankreich. Also ich finde Retardier wer es sich leisten kann eine klare Erhöhung der Sichhereheit, ab 7.5 Tonnen für mich eigentlich ein Muss, davor nun ja siehe meine vorhergehenden Text, und beim Sprinter habe ich jetzt schon gestaunt was Motorbremse und Bremsen können, Welten zum Ducato. Wir freuen uns also auch ohne den verweigerten Retardier auf die Pässe im Norden und wo auch immer;)

  • Dieses blockieren der Hinterachse ist bei Telma weiteshin ausgeschlossen, weil er mit dem ABS kombiniert ist. Retardier ist bei solchen Lasten ein Muss, auch wenn es den Geldbeutel massive schädigt. Um einen kürzeren Bremsweg zu bekommen, sollte man das Air plus zur Luftfederung ordern, denn es verhindert in Bruchteilen von Sekunden das Eintauchen des Vorderwagens, und bringt so mehr Brennslast auf die Hinterachse vor dem Bokieren.


    Gruß Heinz:thumbup:

    Blockieren tuen unsere Retarder (Intarder) nicht das ist schon richtig,aber sie reagieren um einiges träger wie die ABS-regelung der Bremse.

    Das heißt wenn der Retarder abschaltet kann das Fahrzeug schon querstehen.

    Besonders gefährlich ist das aber beim leeren LKW was beim Womo natürlich nicht der Fall ist,ausser vielleicht bei Glatteis.


    LG Michael

  • Hallo Schorsch,


    ja, bremst der mit der Motorbremse und die Leuchte geht deswegen an, ohne das du auf die Bremse trittst. Also mein Q3 wird mit eingeschalteten Tempomat schneller, wenn es steil bergab geht. Ich glaube der schaltet dann auch in den kleineren Gang. Kann mich aber irren. Habe ich aber noch nie gehört, das die Bremsleuchten angehen, ohne das man auf die bremse tritt.

  • P.S:


    Ich habe schon mal glasierte Bremsbeläge erlebt. In Norwegen vor vielen Jahren mit einem überladenem Alkoven den Adlervegen runter... will ich nie mehr!


    Grüße


    Discovery

    Grüße

    Manfred


    P.S. Der Weg ist das Ziel,

    allerdings sitzt man auch insgesamt viel zu selten am Meer.