1984 lief mir ein Bulli T3 über den Weg. Eigentlich wollte ich nur ein abgewracktes Auto beim Schrotti abliefern (Das war zum Ende meine Lehrzeit als KFZ Mechaniker). Dort stand dann die grüne Rennschüssel. Äußerlich keine Augenweide aber ein 6 Zylindermaschine aus dem Porsche mit der legendären Typenbezeichnung B32, 3,2L Hubraum mit brachialen 231PS.
Der Wagen wurde von dem Schrottplatzbesitzer als Zugfahrzeug für seinen Rennboliden (Porsche 911 Carrera) benutzt und entsprechend mit einer einfachen Campingausstattung versehen. Schlafplatz für 2 Personen, Kühlschrank und Kochecke.
Ich habe eine kleine Probefahrt gemacht und das Teil sofort gekauft. Danach habe ich etwa andertalb Jahre den Wagen komplett neu aufgebaut und mit den Teilen aus einem verunfallten Dehler Profi zum Dehler umgebaut.
Der Motor bekam eine Komplettrevidierung und Leistungskit, so dass er dann lt. Leistungsprüfstand ca. 305PS auf die Straße brachte. Ein Sonderfahrwerk mit Tieferlegung wurde von Bilstein geliefert, Edelstahlbügel an den Schwellern, Front und Heck schützen das Fahrzeug von unangenehmen Remplern an niedrigen Zäunen auf Campingplätzen und Sitze aus dem Golf GTI nebst entsprechendem Sportlenkrad und anderen Schmankerln machten das Auto zu einem sehenswerten Exemplar. Irgendwie lief mir dann noch ein ausrangierter Viehtransportanhänger mit Doppelachse über den Weg. Der wurde ebenfalls so tief gelegt, dass der Tüv-Prüfer bereits sehr konzentriert auf seinen Zollstock schauen musste um noch eine Abnahme zu ermöglichen. Der gesamte Aufbau wurde entfernt und ein Aluboden aufgesetzt. Äusserlich wurde der Anhänger dem Design des Zugfahrzeuges angepasse. Verschiedene Blautöne mit Edelstahlapplikationen machten das Gespann dann rund. Auf dem Anhänger befand sich meine Honda Boldor 900 FII, ein Staukasten für Vorzelt, Wassertank, Tisch und Stühle und alles was man auf längeren Reisen so braucht, wie auch ein fest montierter Gasgrill mit den zugehörigen Gasflaschen. Lustig war die Eintragung beim Tüv als "Campingtransportanhänger". Der Dehler war bereits mit Fernseher, Dusche und allem was zu der Zeit so auf der Wunschliste eines Campers vorstellbar war, ausgestattet.
Mit diesem Fahrzeuggespann haben wir dann Touren während der Semesterferien über 6-8 Wochen von der südlichsten Spitze Jugoslaviens bis zum Nordcap unternommen und haben im Zeitraum von 1985 bis 1996 etwa 300.000km absolviert. Das Fahrzeuggespann wurde dann aus Zeitmangel, da ich in den 90igern immer mehr beruflich durch die Weltgeschichte turnte, an einen Sternekoch aus Bielefeld verkauft, der den Anhänger dann um eine mobile Küche erweiterte und damit auf Kochtournee ging. Er hat den Wagen dann noch mindestens bis 2001 gefahren, danach verlohr sich die Spur.
Überall, wo wir erschienen, waren innhalb kürzester Zeit die Männer aus dem Umfeld errigiert um einen Blick in den Motorraum werfen zu können. Der der damals erst jungen Campingszene für Campingbullies war der Porschedehler bekannt wie ein bunter Hund. Beim Werner-Rennen 1988 in Hartenholm fand ein Beschleunigungsrennen zwischen einem Serien-Golf GTI und dem Porschedehler im Rahmen des Vorprogrammes statt, was der Golf GTI dann auf den letzten Metern verlohr, während der Bulli mit 225km/h inkl. (unbeladenem) Anhänger vorbeizog
Das war die Grundlage für unser Camperleben. Danach gab es viele Jahre nur Leihmobile, vom Weinsberg, Hymer bis zum Clou. Der Clou hat uns dann wieder angefixt und da ich beruflich einen Schritt kürzer getreten bin und mich nur noch in Projekten innerhalb von Deutschland und Holland getummelt habe, wurde dann ein ClouLiner600 gekauft. Wir brauchten den Platz wegen unserem Schäferhund Aldo und dann kam in 2014 Brisco dazu und der Clou wurde nochmals umgebaut. In 2016 standen wir dann vor der Entscheidung viel Geld in den ClouLiner zu investieren oder ein neueres Mobil zu beschaffen, welches die vielen Kilometer, die ich berufsbedingt mit dem Wohnmobil zurücklege, besser vertragen kann. Das wurde dann der Concorde Charisma 940M auf MAN.
Mein Plan ist in 2024 komplett in den Ruhestand zu gehen und bis dahin sollte das aktuelle Wohnmobil "aushalten". In 2024 werden wir wieder ein Mobil beschaffen, welches dann ebenfalls auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten sein soll um es dann wieder eine sehr lange Zeit fahren zu können.
Ich hänge irgendwie an den Fahrzeugen, die ich mir einmal zusammengeschneidert habe und tue mich extrem schwer bei Fahrzeugwechseln. Ich bin da so wenig experimentierfreudig und die Furcht vor Fehlgriffen lässt mich dann auch immer wieder zurückschrecken, wenn ich vermeintlich ein neues Spielzeug entdecke. Ich habe da zwar immer die Augen offen aber vor der finalen Entscheidung zu einem Fahrzeugwechsel scheue ich dann doch zurück und behalte lieber das, was ich kenne, einschätzen kann und mir einfach "passt". Wenn ich mir eine neue Jacke kaufe, dann ziehe ich sie nur an, wenn die alte nicht mehr "geht". Die alte Jacke wird dann zur Werkstattkluft und manchmal erwischt meine beste Ehefrau von allen mich dabei, wenn ich dann doch wieder in der Öffentlichkeit mit der ollen Juppe und der 20igjährigen Lieblingsjeans auftauche So ist das auch mit den Wohnmobilen. Da muss schon irgendwas mächtig stören um meine Affinität zu einem neuen Wohnmobil zu erwecken. Meine Frau behalte ich ja auch. Auch wenn sie hier und da mal ein graues Haar und eine Falte an ihrem Astralkörper entwickelt. "Wat der Buer nich kennt, frätt´he nich"
vG
Martin