Telma Retarder

  • Das Problem(chen) bei der "Bremsunterstützung" durch Retarder und/oder Motorbremse (in welcher Ausprägung auch immer) ist nicht irgendwelcher Rost auf den Bremsscheiben.


    Grundsätzlich ist es bei der Steuerung so, dass die Zusatzbremse (Retarder/Motorbremse) sequentiell zuschaltet wenn das Bremspedal betätigt wird. Dabei wird weniger Energie durch Reibungswärme abgeführt als ohne die Zusatzbremse. D.h. die Bremsen werden weniger warm/heiß.

    Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass auf Dauer die Bremsbeläge "verglasen". Die Beläge werden häufig nur leicht angewärmt, während sie ohne die Zustzbremse deutlich mehr erhitzen. Damit "verbackt" das Matererial auf den Belägen und es kommt zu diesem Verglasen. Ein unangenehmer Nebeneffekt ist dabei, dass verglaste Beläge die Bremssscheiben deutlich mehr malaktrieren und gleichzeitig die Reibwerte der Beläge abnehmen. D.h. die Bremswirkung der Beläge nimmt ab.


    In der Praxis zeigt sich das so, dass die Beläge gem. Materialdicke deutlich länger halten aber trotzdem Wirkung nachlässt und Einfluß auf die Bremsscheiben zunimmt.


    Ohne Bremsunterstützung halten die Beläge xx km und mit Bremsunterstützung ist man gut beraten sie nach der gleichen Laufleistung auszutauschen um Schäden an den Bremsscheiben und die Leistungsverluste beim Bremsen zu kompensieren.


    Die längere Haltbarkeit der Bremsbeläge/Scheiben sind folglich kein Argument für Bremsunterstützungssysteme wie Retarder oder Motorbremse. Nur eben der Effekt, dass man das sogenannte "Bremsfading" (nachlassende Leistung durch Erhitzung von Belag und Scheiben) vermeidet, dient Sicherheit indem man deutlich mehr Bremsleistungsreserve gewinnt.


    Das kontrollierte Bremsen ohne Bremsunterstützung soll die "Verglasung" der Beläge verzögern, was es auch tut, wenn dabei eine entsprechende Wärmeentwicklung entsteht.


    vG

    Martin

  • Martin,

    was bistn Du fürn Brain?!=O


    Danke für die Erklärung!!!:thumbup:


    Gruß

    Yannick

  • Ist nur "Bauernschläue" ;)


    Da ich immer neugierig bin und immer alles wissen will, zudem vor gefühlten Ewigkeiten mal KFZ-Mechaniker gelernt habe, sammelt sich da ein bisschen Wissen zusammen :saint: Ausserdem habe ich meinem Lieblingsmechaniker bei der Erneuerung der Bremsbeläge die Informationen aus der Nase gezogen ...


    vG

    Martin

  • Martin, besten Dank für deine Erklärungen.

    Das heisst für mich: Um eine Verglasung hinauszuzögern, fahre ich zwischendurch einmal eine Bergstrecke hinunter, schalte den Retarder aus und schaue, dass ich nicht über 50 km/h komme. So wirkt die Fussbremse nur auf die Bremsbeläge.

  • Martin, besten Dank für deine Erklärungen.

    Das heisst für mich: Um eine Verglasung hinauszuzögern, fahre ich zwischendurch einmal eine Bergstrecke hinunter, schalte den Retarder aus und schaue, dass ich nicht über 50 km/h komme. So wirkt die Fussbremse nur auf die Bremsbeläge.

    Ja, das kann man machen. Ich achte da garnicht mehr drauf sondern bleibe einfach dabei die Bremsbeläge alle 50.000 km zu wechseln ohne das am Verschleiß abhängig zu machen.

    Ich hatte diesbezüglich mal ein Gespräch mit Michael (Micha65), der mich auf die Auswirkungen der verglasten Beläge durch Retarder und/oder Bremsunterstützung aufmerksam machte. Das hatte mich dann an die Äusserungen des Mechanikers beim Bremsbelagwechsel erinnert. Meine Beläge waren immer noch bei ca. 70% trotz 140.000km und sehr verglast. Bei dem Wechsel hatte der Mechaniker geäussert, dass ich Glück gehabt habe mit den Bremsscheiben.


    Ersatzteile für das LKW Fahrgestell sind spottbillig im Vergleich und das Austauschen der Beläge (Scheinbenbremsen rundum) hat keine 300 Euro inkl. Material gekostet. War auch innerhalb kürzester Zeit erledigt (habe einen Kaffee und eine Zeitschrift gebraucht). Auch neue Scheibenbremsen wären nicht teuer gewesen aber der Einbauaufwand ist doch enorm. Die Lohnkosten dafür hätten ein vielfaches ausgemacht und deswegen achte ich nun mehr darauf, dass ich die Intervalle nicht am Verschleiß, sondern an der Laufleistung festmache. Lieber mehrmals neue Beläge als die Bremsscheiben zu opfern!


    Ich persönlich habe die Bremsunterstützung immer aktiv (ausser im Winter bei Glätte) und schalte die nicht ab um die Bremsen auf Temperatur zu bekommen. Bei uns ist der Schalter auch etwas ungünstig platziert, dass ich zwischendurch mal mit dem Knie drankomme und es bei der Fahrt sofort merke. Das ist schon fast unangenehm ohne die Bremsunterstützung.


    Bei Glätte habe ich die Bremsunterstützung abgeschaltet, da die MAN Motorbremse nicht auf das ABS reagiert. Das bedeutet, wenn ich den Berg bei uns bei Glätte runterfahre, dann passiert es, dass die Motorbremse die Hinterräder so stark abbremst, dass der Wagen hinten die Haftung verliert. Das macht dann überhaupt keinen Spaß wenn man im Rückspiegel mit einmal ein wquegehendes Heck sieht =O Die Räder drehen zwar aber so langsam, dass sie bei Glatteis die Haftung verlieren. Entsprechend schalte ich bei Glätte die Bremsunterstützung ab und lasse die Finger von der Motorbremse.


    Es schadet also nicht, zwischendurch die Bremsunterstützung abzuschalten um die Lebenszeit der Beläge zu verlängern aber wirklich helfen wird es auch nicht. Entweder die Beläge verschleißen oder verglasen - Der Grund für einen Belagwechsel ändert sich, das Intervall kaum.


    vG

    Martin

  • Ja, dass denke ich auch, dass es sinnvoller ist, die Bremsklötze statt die Bremsscheibe zu tauschen.

    Im Moment geht es aber noch über 40000 Km bis es soweit ist.

    Deine Worte werde ich aber nicht vergessen.


    Danke auch für den Tipp bei Glätte. Da wir beide noch berufstätig sind, ist Wintercamping im Moment noch kein Thema. Doch in 2-3 Jahren wird es dann soweit sein und dann werde ich mich an deine Worte erinnern.


    LG

    Rolf

  • wenn du einen Telma hast ist dieser mit in das ABS und ESP eingebunden, demzufolge ist eine Abschaltung nicht notwendig.

  • wenn du einen Telma hast ist dieser mit in das ABS und ESP eingebunden, demzufolge ist eine Abschaltung nicht notwendig.

    Widerspruch, euer Ehren. ABS und ESP erhalten ihre Informationen von Radsensoren, Die Radsensoren liefern die Information ob sich ein Rad dreht und indirekt wie schnell es sich dreht. Kommen von allen Rädern gleiche Drehzahlen, so gibt es für ABS oder ESP keinen Grund einzugreifen.

    Ich lade dich gerne mal bei Glatteis ein mit aktivem Retarder oder Motorbremse, quer rutschendem Wohnmobil (wohlgemerkt, die Räder drehen, u.U. mit gleichbleibender Geschwindigkeit, ggf sogar mit ABS-Eingriff) den Berg runter zu fahren.

    Einzige Chance unten heile anzukommen ist entweder Nerven bewahren und rollen lassen (mache ich so), bei Schnee mit ausgeschaltetem ABS und ESP in den Schnee reinbremsen (Schneekeil vor den Rädern aufbauen) oder rechts, bzw. links mit der Reifenflanke an den Bürgersteig lehnen um das Fahrzeug in der Spur zu halten (Dabei beten, dass nicht irgendein Idiot wieder illegal an der Straße parkt) ... Ohne Bremsunterstützung kann man schon gut ins Rutschen kommen, mit Bremsunterstützung sehr wahrscheinlich.


    Beste Lösung: Gar nicht erst ausprobieren und einen "Berufsschultag" einlegen :saint: (Meine bevorzugte Lösung)


    Wenn man das Ganze mal praxisnah testen möchte, dann einfach mal einen großen Platz bei Glätte aufsuchen und bei 50 km/h die Motorbremse oder Retarder rein"hauen". Für eine Kertwende brauchts dann kaum noch einen Lenkeinschlag. Da ABS keine blockierenden Räder feststellt, bleibt es schön ruhig und ESP stellt lediglich eine abweichende Drehzahl Re/Li fest um dann die Bremsleistung beim langsameren Rad wegzunehmen oder noch schlimmer versucht das schneller Rad abzubremsen. Wenn man dann mit mehr oder weniger verspanntem Blick in den Rückspiegel schaut, dann zieht die Landschaft quer vorbei.


    Ich weiß nicht genau, wie der Telma mit der Limitfunktion umgeht. Beim MAN i.E. ist es so, dass sich die Bordsteuerung die Geschwindigkeit merkt, wenn man auf die Bremse tritt und danach diese Geschwindigkeit als Limit setzt bis man beschleunigt. Das bedeutet, rollt der Wagen schneller, so greift die Bremsunterstützung via Motorbremse ein und versucht die Geschwindigkeit zu halten. Da das recht überraschend in der o.g. Situation kommt, bleibt einem dann bei Glätte förmlich und tatsächlich die "Spucke im Halse hängen". Ich würde bei (potentieller) Glätte jedem raten die Bremsunterstützung zu deaktivieren soweit möglich oder sich mindestens durch Ausprobieren auf das Verhalten einzustellen.


    vG

    Martin

  • Martin, gut erklärt so ist es.


    Im Anbetracht der doch sehr seltenen Situationen kommt es bei einheitlicher Glätte eh zu keiner Bremswirkung. Situationsbedingt geht man meistens von der Bremse und sucht gekonnt den Randstreifen anzusteuern um eventuell etwas Bodenhaftung zu erhaschen.

    Habe in den letzten 25 Jahren Wintercamping reichlich Situationen mit und ohne ABS erlebt die mir heute noch Angst machen.
    Was mir am Retader im Winter so gefällt ist eben die zusätzliche Bremswirkung auf den 4 Hinterrädern im Schnee (Manuell Betrieb).
    Was mir noch aufgefallen ist, dass das einlenken bei Schnee teilweise nicht so rutschig ist.
    Man sollte allerdings wissen was man macht wenn der Retader zum manuellen Einsatz kommt.


    Da er sich über 50km nicht abschalten lässt

    muss man wohl damit klar kommen.

    Ich denke das positive am Retader mit ABS im Winter überwiegt der Ausnahmesituation bei Glatteis.


    ;)

    • Offizieller Beitrag

    SLN, genau so empfinden wir es auch.
    Es wird immer abgeraten vom Retarder bei Schnee oder Glaette.

    Richtig gehandhabt merkt man aber die Vorteile, zB das „ eintauchen“

    beim Bremsen kann man damit vermindern/verhindern, wie du

    beschrieben hast , die Bremswirkung der Hinterraeder.
    Somit bist du aber auch einer der Wenigen ,mit uns, die bei Schnee

    mit Retarder fahren.


    LG Luna

  • Retardersysteme, die mit dem ABS gekoppelt sind (wird deaktiviert, sobald ein Rad blockiert) gab es schon in den frühen 2000ern. Aufschluss geben sollte die Bedienungsanleitung des Fahrzeugs oder, bei nachgerüsteten Systemen, die Bedienungsanleitung des Retarders. Technisch wäre das für alle Systeme sehr leicht umsetzbar.

    Auch ich habe bei Glätte den Retarder gerne genutzt. Zwar mit der gebotenen Sorgfalt (nur manuell, kleine Stufen, nicht zu niedrige Motordrehzahl und "Hand am Hebel"), aber das Bremsverhalten war einfach sehr viel angenehmer. Durch die doppelte Auflagefläche der Hinterachse (Zwillinge) in Verbindung mit dem höheren Gewicht lassen sich, je nach Untergrund, sehr angenehme Verzögerungen realisieren, ohne Gerappel und negative Einflüsse auf die Lenkbarkeit, wie dies bereits bei einsetzender ABS-Regelung der Fall ist.

    Heute habe ich nur eine Motorbremse, da würde ich bei Glätte aber die Finger weglassen, da das System den Auspuff schließt und die Kraftstoffförderpumpe auf Nullförderung stellt, was im ungünstigsten Fall den Motor zum Stillstand bringt.

    Oberstes Gebot bei Glätte bleibt das rechtzeitige Montieren der Schneeketten. Und wenn diese, wie allgemein üblich, nur auf der Antriebsachse montiert sind, macht ein ausschließliches Bremsen über diese Achse noch mehr Sinn.


    Viele Grüße und gute Fahrt

    Alex

  • Abend zusammen,


    Danke für die ausführlichen erkläungen!!!


    Jetzt bin ich um einiges Schlauer.


    Habe auch auf den Fahrten mal bissi rumgetestet und im Stadt verkehr ist das deaktivieren vom Retarder über Bremspedal sinvoll da dieser schon stark Verzögert und man immer etwas überrascht ist weils

    abpruppt bremst.


    Die Stufen am Pedal kann man nicht einstellen oder?


    Gruß

    Yannick

  • Wie sieht es mit dem Service aus? Laut Handbuch soll jährlich eine Kontrolle erfolgen, welche im Serviceheft zu Bestätigen ist. Fahrt Ihr nur wegen der Retarderkontrolle zum Service? Das System ist ja quasi Wartungsfrei.

    Gruß Klaus

  • Hallo Klaus


    Hast du die etwa sofort bei Niesmann mit bestellt oder nachträglich?

    Ich habe nachträglich einbauen lassen von Fahrzeugbauer M. Und mir niemand etwas gesagt diese jährlich zu überprüfen und wie du schon gesagt hast ist die Telma wartungsfrei aber nicht desto trotz lege ich mich mal drunter um zu sehen ob man kein Schaden äußerlich erkennt mehr kann man sowie nicht machen

    Lg

    Petz

  • Hallo Petz, der Retarder wurde vom Werk aus eingebaut. Was m.E. aber auch der Fahrzeugbauer M. durchführt. Mir geht es um eventuelle Garantieansprüche, die veroren gehen können, wenn im Serviceheft nicht jährlich abgestempelt wird. Da bringt mir mein laienhafter Kontrollblick nichts.

  • Hi Klaus

    Wenn dies so geschrieben dann muss du es eben machen lassen um die Garantie Ansprüche zu behalten

    Aber stimmt das dein Basis Fahrzeug 🚗 ein Fiat Ducato sein soll ?’?? Kann mir nämlich keine Telma auf einem Fiat Ducato vorstellen

    Lg