Hallo in die Runde,
die Sache mit dem Schmieren von Radschrauben ist, wie so vieles, eine vielschichtige Sache. Wenn man Schrauben nicht torsionsfrei anziehen kann, wie ja in diesem Fall, dann sollte man (besonders bei hochbelasteten Schraubverbindungen, die eine in Relation zur Schraubenstärke hohe Vorspannkraft brauchen) für einen hinreichend niedrigen Reibbeiwert im Gewinde sorgen, damit nicht schon beim Anziehen durch den räumlichen Spannungszustand in der Schraube diese überlastet wird. Es überlagern sich ja die beim Anziehen zunehmende Zugspannung mit der gleichzeitig durch die zunehmende Normalkraft auf den Gewindeflanken nach Coulomb resultierende zunehmende Reibung ja auch zunehmenden Torsionsspannung. Man könnte also das Gewinde (und auch die Kopfunterlage sprich Zentrierkegel) fetten und die Radbolzen mit einem entsprechend geringerem Drehmoment anziehen, damit würde dann die gleiche Vorspannkraft, sprich Zugkraft in der Schraube erzeugt, die als hinreichende Normalkraft eine ausreichende Haftung an der Nabe gewährleistet. Ein anderer Effekt ist, dass durch die Schmierung des Gewindes neben dem gewünschten geringeren Reibungsbeiwert ja auch der Haftbeiwert und damit das Losdrehmoment geringer wird. In Ermangelung einer formschlüssigen Schraubensicherung bedeutet dies natürlich eine erhöhte Gefahr des Losdrehens der Radbolzen mit den weiteren bekannten Gefahren. Und als Drittes kommt die Gefahr des "Festgammelns" bei trockenen Verbindungen hinzu.
Da die Radschrauben/-bolzen ja mit ausreichenden Sicherheitsfaktoren dimensioniert sind, wodurch ein Überschreiten der Streckgrenze nicht so schnell erfolgen sollte, sind meine am PKW (Reifenwechsel am Mobil hatte ich noch nicht) seit Jahrzehnten nicht ganz trocken (nur ganz leicht gefettet, seit längerem auch wegen der elektrochemischen Spannungsreihe mit der verfügbaren Keramikpaste) montiert. Und ich ziehe sie mit dem vorgegebenen Moment an. Dabei wird durch die geringere Gewinde- und Auflagereibung eine etwas höhere Vorspannung gegenüber dem trockenen Anziehen erreicht. Diese leicht erhöhte Zugspannung wurde bislang anstandslos durch die Radbolzen aufgenommen. Gleichzeitig wird damit der etwas verringerte Haftbeiwert (der eine Faktor bei Coulomb) durch den anderen Faktor (die Normalkraft) ausgeglichen, so dass sich bislang auch noch nie ein Bolzen wieder von alleine gelöst hat. Und Probleme beim Radwechsel durch "gegammelte" Verbindungen gab´s auch nicht .
Beste Grüße
Dieter