Ladezyklen

  • Hallo an die Elektriker,

    ....vor Strom hatte ich schon immer Angst =O und auch nie so richtig verstanden :/ ....deshalb die Fragen an die Experten:


    Bei den Batterien wird immer von "insgesamt möglichen Ladezyklen" bis zum Tod gesprochen.

    Wie muß ich einen Ladezyklus verstehen: Zählt als einer, wenn die Batterie von 0% auf 100% geladen wird?

    Also ein halber Zyklus, wenn ich die Batterien von 50% weg auf 100% aufladen und nur 10 % eines Zyklus, wenn ich sie von 90% weg auflade?

    Wenn das Fahrzeug ständig am Netzt hängt, ab und zu mal der Netz-Mangel-Ausgleich was von den Batterien dazu gibt, wie ist das zu berechnen?

    Ist es möglich und würde es etwa bringen, zusätzlich zu den 3 Gel-Batterien, welche werkseitig drin, sind noch zwei gleiche, gleich alte dazu zu bauen? Ist der Aufwand groß? Müssten andere Komponenten angepasst / getauscht werden?

    Und zuletzt: Verhält sich dies mit den Zyklen gleich bei Gel und Li Batterien?

    Mir geht es darum, ob es für unseren Gebrauch Sinn macht, die neuen Gel-Batterien jetzt auszutauschen und eine Ahnung zu bekommen, wann die dann eh' in die Knie gehen und ich es besser mit meinem Gewissen vereinbaren kann...

    Vielen Dank,

    Gruß

    Mitch

  • viele Fragen...

    1. ja


    2. nicht zu berechnen, da "ab und zu" keine Berechnungsgrundlage ist


    3. verlängert die Lebensdauer, wenn Kabelquerschnitte vergrößert, Ladestrom erhöht wird. Lohnt sich m.E. nicht


    4. ja, außer dass Li zu 100% entladen werden darf


    5. Batterien leben am längsten wenn sie immer korrekt geladen werden und nie entladen werden, sorry, aber es ist so

    Bleibatterien leben länger wenn wenn sie nur zu 50% entladen werden. Kannst Du das mit Deinem Betriebsverhalten (Stromverbrauch) erreichen, lass es so wie es ist, dann leben Gel min. 6-8 Jahre. Dann gegen Li austauschen


    grüße klaus

  • Hallo Klaus,

    ich hatte auf Deine Antwort gehofft...

    Diese Antworten helfen mir sehr weiter, DANKE, ich werde es für den Moment tatsächlich so lassen wie es ist und schauen wie es sich entwickelt.

    Ich habe auch Deine Ausführungen zu den Generatoren gelesen, wir haben also einen Honda 2.2i an Bord. Mal schauen wann wir ihn brauchen.

    In unserem letzten Wohnmobil hatten wir bei Neukauf vor 12 Jahren 2x 90 Ah Gel-Batterien einbauen lassen, einmal 90 wh Solar und die Batterien immer pfleglich behandelt. Die sind heute noch drin und tun ihren Dienst, waren aber, wie Du schreibst, die ganzen 12 Jahre fast immer am Netz, ausser bei Fahrt und kurzem freien Stehen. Allerdings war in dem Ducato Adria 7,35 Meter auch der Stromverbrauch nicht vergleichbar mit dem Jetzigen.

    Danke für das neue Wissen! Schönen Tag,

    Mitch

  • Blei und Lifepo4 sind vollkommen unterschiedlich in Sachen Zyklus. Bleiakkus ergeben bei mehreren Teilentladungen einen vollen Zyklus und Lifepo4 interessiert das nicht. Sie müssen nur ab und zu komplett aufgeladen werden zum Zellausgleich. Auch sehen verschiedene Batteriecomputer/BMS Hersteller einen Zyklus uneinheitlich. Der eine macht ein Mischmasch wobei mehrere Telentladungen als ein Zyklus angesehen wird, der andere rechnet grundsätzlich bei unter 50/60 % einen Zyklus (Victron). Ist aber sicher auch der "was hängt am Batteriecomputer für ein Akku" geschuldet. Da muss ein brauchbarer Kompromiss gemacht werden, dem beiden Technologien in etwa gerecht wird.

    Aber wegen Zyklenfrestigkeit in Sachen Lithium muss man sich im Reisemobil wohl eher keine Sorge machen, die überstehen sicher das Mobil bei 3-5 k.


    Victron macht generell bei unter 60% SOC einen Zyklus, alles was darüber ist, wird nicht gezählt, bzw. auch nicht addiert. Du kannst sicher zu deinen Gel Akkus weitere hinzustellen, bei Bleiakkus sollten die gleiches Alter, möglichst auch gleiche Marke sein, bei Lifepo4 spielt das Alter keine Rolle (so der Tenor bislang).


    Ich würde heutzutage immer wieder Lithium haben wollen, allein wegen der hohen Stromfestigkeit auch im niedrigen SOC Bereich als auch der Tatsache, dass auch ein SOC weit unter 50 % dem Akku nichts anhaben kann - verbunden mit der langen Lebensdauer, dem geringeren Gewicht, dem einfacherem Handling, der besseren und effizienteren Ladeaufnahmefähigkeit, ist dieser Akkutyp für uns das Beste was ich je geändert habe in unserem Fahrzeug..............eingebaut und vergessen, weil läuft und immer genügend Strom vorhanden.


    Aber wer bislang mit seinen Gelakkus bestens klargekommen ist, der muss es auch nicht ändern - das ist auch so......


    meine Meinung.....


    Holger

  • Hallo Mitch,
    Klaus hat das ja schon komplett beantwortet.

    Bei unserem Carver, wir hatten 2 x GEL 170 AH drinnen, war nach 4 Jahren die Leistung stark eingebrochen.
    2 x Kaffee und die Batterien waren am Ende.

    Letztlich habe ich nun die 2 Gel durch 2 LI a 180 AH getauscht ( habs bei WCS machen lassen ) und parallel dazu den Solarregler von Büttner gegen den MPPT getauscht. ( selber gemacht )

    Seit über 2 Wochen steht der Carver ohne Landstrom, Heizung auf 12 Grad permanent an ( GASTANK ), diverse Tests gemacht, Kaffee gemacht, Verbraucher so genutzt wie es sonst auch war.
    Fazit: alles bestens, niedrigster Stand waren 92 % und per Solar super schnell wieder vollgeladen.

    Für uns bzw. unseren Carver die beste Lösung. Bin zu 100% zufrieden.

    Ich würde die GEL dann gegen LI tauschen wenn du merkst das die GEL einbrechen.

    Gruß Klaus

  • meine werkseitig verbauten AGMs haben nach 2 1/2 Jahren den Geist aufgegeben, weil ich nur "Schwachstromverbraucher" bin.

    AGMs sind auf hohe Lastströme hin optimiert.

    2016 gab es bzgl Li noch nicht soviel Erfahrung, und weil 6 Wochen vor einer Island-Reise der Austausch anstand habe ich mich für Gel entschieden (was tun bei Ausfall am Ende der Welt?)

    Bis heute lebe ich glücklich und zufrieden damit, denn die Gels passen zu unserem Reiseverhalten.

    deshalb müssen Li noch warten.....


    grüße Klaus

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns sind werksseitig 3 Gel-Batterien á 150Ah eingebaut. Der Theorie nach kann ich die etwa zur Hälfte entladen, also etwa 225 Ah. Letzten Sommer habe ich damit einen Lasttest gemacht und die Dinger mit ein paar Verbrauchern leergezogen. Bei einer Entnahme von etwa 250 Ah habe ich den Test dann abgebrochen, um die Batterien nicht zu beschädigen. Da hatten die immer noch knapp 12V, sind also putzmunter.


    Die Vorteile von Li kann ich sehr gut nachvollziehen aber im Preis-/Leistungsverhältnis sind die Gel m.E. immer noch top. Wenn dann in ein paar Jahren meine Teile den Geist aufgeben und ausgetauscht werden müssen, werde ich wohl wieder einfach 3 Gel reinsetzen. Zumal es die (zumindest aktuell) als "neue" Gebrauchte in aller Regel für recht überschaubare Preise gibt. Es gibt doch sooo viele Mobilisten, die meinen, dass sie ihre praktisch nagelneuen Gel gegen eine Li tauschen müssen und dabei sind die Gel noch in perfektem Zustand.


    VG, Thomas

  • Preis-/Leistung sehe ich ein wenig anders, wir hatten bis vor 2 Jahren immer Gelakkus von Varta. Diese haben stets nach einiger Zeit am großen Wechselrichter die Grätsche gemacht und sind eingebrochen. Ferner war das Laden vor allem mit kleineren Solaranlagen lange nicht so effizient wie jetzt mit LI-Akku. Für mich ist das Preis-/Leistungsverhältnis bei Lifepo4 besser als bei Blei.....


    Wie fast alles im Leben, ist alles reine Ansichtssache :-))


    Holger

  • wir hatten bis vor 2 Jahren immer Gelakkus von Varta. Diese haben stets nach einiger Zeit am großen Wechselrichter die Grätsche gemacht und sind eingebrochen.

    ist eigentlich logisch....


    damit Strom fließen kann braucht es einen geschlossenen Stromkreis. Im äußeren Stromkreis (also außerhalb der Batterie) sind dafür Elektronen zuständig die sich im Kupfer bewegen. Im Inneren der Batterie sind es dagegen Ionen. Diese sind verglichen mit Elektronen wesentlich dicker und schwerer.

    Und jetzt macht es einen erheblichen Unterschied ob sich diese Ionen durch dünnflüssige Schwefelsäure oder durch Pudding (=Gel) bewegen müssen

    Dieser Innenwiderstand muß überwunden werden, und entsprechen U = R x I ergibt sich daraus ein Spannungsabfall innerhalb der Batterie der proportional dem Strom ist. Und diese Spannung fehlt dann im äußeren Stromkreis


    dies erklärt warum Gels weniger hochstromfähig sind als nasse Bleibatterien


    bei Li sieht der Ladungstransport ganz anders aus, deshalb nicht vergleichbar


    grüße klaus

  • Und jetzt macht es einen erheblichen Unterschied ob sich diese Ionen durch dünnflüssige Schwefelsäure oder durch Pudding (=Gel) bewegen müssen

    Dieser Innenwiderstand muß überwunden werden, und entsprechen U = R x I ergibt sich daraus ein Spannungsabfall innerhalb der Batterie der proportional dem Strom ist. Und diese Spannung fehlt dann im äußeren Stromkreis

    Diese Erklärung wird sich bei mir im Hirn definitiv festsetzen. Ein guter Lehrer verwendet bildliche Beschreibungen, die als Marker für wichtige Informationen in der Erinnerung hängen bleiben. Ich habe nun ein Bild von "Vanillepudding" in den Gelbatterien im Kopp ... ^^^^^^ Das bleibt mit Sicherheit für einige Zeit gespeichert! - Danke Klaus ^^ !


    vG

    Martin

  • Zitat

    Wie muss ich einen Ladezyclus verstehen.

    Bei Bleibatterien zählt 1x Laden als 1 Ladezyclus, egal ob 10 % oder 20 % aufgefüllt werden müssen. Bei Lithium sind 10% laden 0,1 Zyclus. Und 50% sind 0,5 Zyclen.

    Lithium kann man in der Regel bis 80% leer machen, dann schaltet das Batteriemanagementsystem (BMS) normalerweise ab. Bei 80% Entladung ist ein Bleiakku jedoch meist beschädigt oder tot. Deshalb wird da eher abgeschaltet. In der Regel nach ca. 20%.


    Ich habe viel Kaffee und mit Ceranfeldern über den Wechselrichter gekocht. Ich bin auch immer gleich an den Landstrom gegangen, wenn der verfügbar war oder habe während der Fahrt zusätzlich zur Lichtmaschine mit dem Dieselgenerator die Akkus schön voll geladen. So habe ich die werkseitig verbauten Bleiakkus binnen 2,5 Jahren kaputt bekommen. Nun habe ich auch auf LiFePo4 umgestellt.

    Damit habe ich viel mehr Strom verfügbar. Wie viel habe ich letzte Woche ausprobiert. Ich habe mich auf das BMS verlassen.

    Das BMS hat auch abgeschaltet. Leider sehr spät. Die Spannung des Akkus reicht nun nicht aus um den Ladenvorgang durch die Victron zu starten. Ganz so einfach sind also Blei-Gel Akkus nicht gegen Lithium Akkus auszutauschen. Das BMS und das Ladegerät müssen schon zueinander passen.

  • Bei Bleibatterien zählt 1x Laden als 1 Ladezyclus, egal ob 10 % oder 20 % aufgefüllt werden müssen.

    im allgemeinen wird unter einem Zyklus der einmalige Umsatz der gesamten Energiemenge verstanden, also 10 x 10% = 1 Zyklus


    stöbert man ein bissle in der Literatur findet man noch folgende Begriffe:


    - Vollzyklus = 10 x 10%

    - Flachzyklus = Starterbatterie, einmal 10 sec 400A dann wieder laden

    - Tiefzyklus = Notstrombatterie, lange Zeit wenige Ampere


    grüße klaus