Fahrtauglichkeitsprüfung für Ältere

  • Gestern Abend wurde im SWR eine Sendung zum Thema "Fahrtauglichkeit älterer Fahrer" ausgestrahlt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Thematik eines befristeten Führerscheines angesprochen. Deutschland und ein paar wenige andere europäische Länder sind dabei die einzigen, die noch einen unbefristeten lebenslang gültigen Führerschein ausstellen.


    Statistisch wurde behauptet, dass vor allem Fahrer über 75 einem höheren Unfallrisiko unterliegen würden. Allerdings relativierte sich dies in dem gleichen Beitrag, wenn die Fahrpraxis berücksichtigt wird. Fazit: Wer in dieser Altersgruppe mehr fährt, ist statisch nicht mehr auffällig wie Fahrer mittleren Alters. Im Gegenteil: Man musste zugeben, dass diese Fahrer sogar weniger in Unfälle verwickelt sind, weil sie über eine höhere Routine verfügen, die vielleicht auch dazu beiträgt, dass normale körperliche Einschränkungen kompensiert werden.


    Trotzdem wurde vehement ein befristeter Führerschein gefordert, der nur nach einer umfangreichen und bestandenen Eignungsuntersuchung erhalten bleibt Dier Mehrzahl der europ. Staaten praktizieren dies bereits und würden so die Teilnahme am Straßenverkehr von ungeeigneten Personen verhindern.


    Die freiwillige Abgabe des Führerscheins wurde auch erwähnt. So wurde in Hannover sogar eine einjährige kostenlose Nutzung des PNV angeboten, wenn der Pappendeckel abgegeben wird.


    Wie findet Ihr das? Seit ihr für oder gegen eine Fahrtauglichkeitsprüfung oder einen befristeten Führerschein?


    VG Bobil

  • Servus,


    Ich mache doch alle 5 Jahre eine Gesundheitsprüfung, das mein CE Schein erhalten wird!

    Wenn ich sehe, wie manche durch die Gegend eiern, dann bin ich schon dafür, das man im Auge behalten wird. Es gibt 80 zig Jährige, die fahren hervorragend und genug 60 zig Jährige die eine Gefahr darstellen!

    Grüße Hartmut und Ingrid


    Auch Alt kommt an und es dauert noch nicht mal länger :D

  • In der Schweiz werde ich sogar alle 3 Jahre einer Gesundheitsprüfung unterzogen seid ich 50 bin. Finde ich OK.

  • Das Thema Gesundheitsprüfung für "Ältere" für den Erhalt der Fahrerlaubnis geistert regelmäßig durch alle mögliche Medien und natürlich auch Wohnmobilforen. Pro und Contra Argumente gibt es zu Hauf.


    Aber bei 2 Fragen gibt es keine eindeutigen Positionen:


    Was sind "Ältere"? (Vergleiche auch Diskussionen zur Impfpflicht)


    Was ist eine Gesundheitsprüfung? So wie bei der 5-jährigen Verlängerung des LKW Führerscheins. (Sehtest, Drogentest und Blutdruckmessung)?

    Oder ein Checkup beim Hausarzt. (Komplettes Blutbild, EKG, Belastungs- EKG, Langzeit EKG usw).


    Und in welchem Abstand soll ein Gesundheitstest durchgeführt werden? Im fortgeschrittenen Alter kann sich ein Gesundheitszustand innerhalb kürzester Zeit dramatisch ändern.

  • Also ich bin sehr für eine regelmäßige Überprüfung der Fahrtauglichkeit im Alter. Wie ja bereits geschrieben, ist das ja auch in fast allen EU Staaten Pflicht (sehr unterschiedliche Überprüfungskriterien). Als Fahrlehrer habe ich bis Mitte letzten Jahres eine Fahrschule betrieben. Ich habe zusammen mit dem TÜV viele angeordnete Beobachtungsfahrten / Fahreignungsgutachten durchgeführt und auch unabhängig davon sehr häufig freiwillige Fahreignungsfahrten mit älteren / alten Autofahrer-/innen durchgeführt. Meist war das Ergebnis wirklich erschreckend und die Fahrer-/ innen kamen nur noch durch den Verkehr, weil die anderen Fahrer soviel Rücksicht nahmen, dass ein Unfall vermieden wurde.

    Ca. 90% aller angeordneten Beobachtungsfahrten waren so katastrophal, dass das Fahreignungsgutachten negativ ausfiel und die Fahrerlaubnis entzogen wurde. Wichtig zu wissen ist es, dass es erst zu einem offiziellen Fahreignungsgutachten kommt, nachdem es zu einer Auffälligkeit im Straßenverkehr (meist Unfall) gekommen war. Gäbe es eine regelmäßige Überprüfung der Fahrtauglichkeit, so könnten viele z.T leider tödliche Unfälle vermieden werden.


    Gruß, zur Zeit aus Dänemark

    Lorenz

  • Hallo Lorenz,

    das ist alles Richtig was Du schreibst. Ich vermute aber, dass diese Autofahrer wahrscheinlich irgendwie bereits auffällig waren und deshalb diese Beobachtungsfahrten machen mussten. Freiwillig werden wohl die wenigsten an einer Fahreignungsfahrt teilgenommen haben. Es überrascht mich daher nicht, wenn das Ergebnis erschreckend ausfiel.


    Ich nehme in größeren Abständen an freiwilligen Fahrsicherheitstrainings des ADAC teil. Hier gehöre ich mit 70 Jahren zu den Älteren. Im praktischen Teil geht es um Reaktion, richtiges Bremsen und Schleudertraining. Also um das sichere Beherrschen des eigenen PKW's in Grenzsituationen. Die Übungen finden auf einem abgesperrten Trainingsgelände statt. Im theoretische Teil geht es z. B. um Reifenkunde, technische Kenntnisse rund ums Auto und verhalten in Gefahrensituationen. Auch wenn sich vieles in den Kursen wiederholt ist das immer wieder interessant. Ich schätze aber, dass nur ein verschwindend geringer Teil der Autofahrer teilnehmen, zumal es ja auch Geld kostet. Das beklagten auch der Kursleiter immer wieder. Daher meine oben erwähnte Vermutung.


    Trotzdem bin ich nicht für eine verpflichtende Teilnahme, sondern würde mir echte Anreize wünschen. Z. B. einen zusätzlichen Rabatt in der Haftpflichtversicherung oder einen zweistelligen Prozentnachlass bei der Kfz-Steuer. (Beides könnte dann wieder entfallen, wenn kein neuerliches Training nachgewiesen wird.)

    Ergänzend könnte man dann auch einen Gesundheitscheck (Augen, Blutdruck, Kreislauf usw.) durchführen.


    Wer bei uns durch unsichere Fahrweise auffällt, wird heute schon zum Doc geschickt oder gleich aus dem Verkehr gezogen. Ich bin daher gegen eine allgemeine staatliche Verordnung oder irgendwelche einschränkende Maßnahmen und setze auf die eigene Verantwortung, auch wenn ich hier wohl der Einzige mit dieser Meinung bin.


    VG Bobil

  • Wedeler


    das steht aber im krassen Widerspruch zu dem, was z.B aus 2015 statistisch erfasst wurde.


    Hier ein Auszug aus der Webseite bussgeld.org


    Auch wenn es immer wieder zu Diskussionen darüber kommt, ob Senioren nun öfter Unfälle verursachen als jüngere Fahrer – die Unfallstatistik besagt Folgendes: Im Jahr 2015 wurden insgesamt 210.000 Verkehrsunfälle mit Personenschaden von Autofahrern verursacht. Jeder fünfte Pkw-Fahrer, der einen Unfall verschuldet hatte, war jedoch zwischen 18 und 24 Jahren alt. Lediglich jeder dreizehnte Unfallverursacher zählte in die Kategorie der Senioren von 65 bis 74 Jahren, ebenfalls jeder dreizehnte Unfallverursacher war 75 Jahre oder älter.

    Weiterhin wurden aufgrund des Fehlverhaltens von Autofahrern im Jahr 2015 2.049 Menschen getötet. 275 davon konnten laut Unfallstatistik auf Fehler von Senioren (75 plus) zurückgeführt werden, 416 hingegen auf die Fehler jüngerer Fahrer. 60 Prozentder älteren Menschen, die für die Unfälle verantwortlich waren, kamen dabei selbst ums Leben.


    Gruß


    Elbert

  • Ich mag diese Statistik nicht.

    Man versucht durch die Säulen einen mengenmäßigen Vergleich anzustreben, aber die Basis sind unterschiedliche Zeitspannen:

    15 Jahre - 10 Jahre - 20 Jahre - 20 Jahre - 30 Jahre plus


    Was soll man denn da vernünftig vergleichen?


    Ich wäre im übrigen für eine Überprüfung aber unter entsprechend harmlosen Überprüfungskriterien.

    Solange keine unmittelbare Gefahr besteht sollte man jedem seine Mobilität gönnen.

  • Ich selbst habe 1978 eine CALIFORNIA DRIVER LICENSE erworben, genauso wie in Deutschland mit theoretischer und praktischer Fahrprüfung downtown LA.

    Die License ist gültig für 3 Jahre, für jeden. Und dann kommt die erneute Prüfung: sowohl in Theorie als auch Praxis.

    Auch für jeden.

    Was hat man sich dabei gedacht?

    Jeder Teilnehmer am Fahrzeugverkehr ist eine natürliche Person, und jede natürliche Person kann krank werden, was sich niemand wünscht und unabhängig von seinem Lebensalter.

    Krankheiten können zur Beeinträchtigung der Sensorik im weitesten Sinne führen.

    Solange das der Fall ist, darf man nicht selber hinterm Lenkrad sitzen und andere gefährden.


    Nichts anderes bedeutet die 5-jährige Überprüfung beim LKW-Führerschein....wobei man dummerweise davon ausgeht, dass nur jeder ältere Mensch mit Fahrerlaubnis für Fahrzeuge über 7,5t zGG krank sein könnte.


    Eigentlich unglaublich... :nothatway:

    Die Zukunft war noch nie eine lineare Fortschreibung der Gegenwart

    • Offizieller Beitrag

    Im Grunde genommen richtig Wolfgang,

    jedoch ist es ja erwiesen, das zB gerade im Alter, also vermehrt als in jungen Jahren, der Blutdruck steigt, sich die Sehkraft verändert

    und die Reaktionsfähigkeit nachlässt. Alles sehr wichtig um ein Fahrzeug im Strassenverkehr zu bewegen.

    Gerade wenn es ein grosses Fahrzeug ist, worüber wir hier sprechen, was man durch die Lande bewegt.

    Ich bin generell dafür das ab einem gewissen Alter geprüft wird. Was ist gegen eine Anamnese, Urinuntersuchung ,Blutdruckmessung und Sehtest einzuwänden ?

    Eine Blutuntersuchung oder ein EKG sind bei mir noch nie gemacht worden und auch nicht vorgeschrieben in erster Instanz, bei der 3 bzw 5 Jahresuntersuchung.

    Nur wenn der Doc Unregelmässigkeiten findet, aber das würde man ja auch ohne Führerscheinverlängerung dann machen lassen, oder nicht ?

    Ich kenne selbst Menschen mit Defibrillator bzw Herzschrittmacher, die diese Prüfung bestehen und weiterhin mit dem C-Schein fahren dürfen.

    Für mich hier wie bei allen anderen Arztbesuchen, die Psyche spielt eine grosse Rolle.

    Man will einfach nicht hören das man ein Defizit von was auch immer hat, deshalb das ungute Gefühl zum Arzt zu gehen.

    Allerdings macht das den Gang zu besagter Untersuchung nicht weniger wichtig.


    LG Luna

    • Offizieller Beitrag

    Nichts anderes bedeutet die 5-jährige Überprüfung beim LKW-Führerschein....wobei man dummerweise davon ausgeht, dass nur jeder ältere Mensch mit Fahrerlaubnis für Fahrzeuge über 7,5t zGG krank sein könnte.

    Wolfgang, wenn Du heute als 40 Jähriger (das ist doch sehr jung :-)) ) den C oder CE machst, ist der auch nur 5 Jahr gültig. Also hat die Fahrtauglichkeitsüberprüfung nichts mit dem Alter zu tun, die ist beim LKW für alle gleich.


    v.G. Schorsch

  • Eine regelmäßige Untersuchung auf Seh- und Reaktions-Fähigkeit würde ich auch für Sinnvoll halten.

    Allerdings für alle wie es richtig wäre scheitert vermutlich wie vieles in unserem Land an personellen Ressourcen.


    Die Statistik weiter oben ist wie viele nur bedingt aussagefähig da diese in Relation zur Anzahl der Fahrten je Altersgruppe gezogen

    werden müsste.

    In höherem Alter werden in der Regel weniger Fahrten unternommen und meist auch keine langen wären ein jugendlicher deutlich mehr

    unterwegs sein dürfte oder ein Arbeitnehmer vielleicht sogar den ganzen Tag. (WoMo's haben natürlich ein anderes Fahrprofil)


    Wer öfter fährt erhöht natürlich damit auch die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls.

  • Ich bin Befürworter von Maßnahmen die der Sicherheit aller dienen. Das schließt auch Praxistraining oder Prüfungen mit ein. Warum das nicht wahrscheinlich ist, siehe #6.

    Beim C/CE Schein wird das ja ansatzweise gemacht. Es müßte viel früher greifen, z. Bsp. über 3.5T sind doch so viele unterwegs die zwar bis 7.49T fahren dürfen (Altregelung), die Manko's aber nicht zu übersehen sind. Dazu muss man nur mal die Stell- und Campingplätze bei der An- und Abreise beobachten.

  • jedoch ist es ja erwiesen, das zB gerade im Alter, also vermehrt als in jungen Jahren, der Blutdruck steigt, sich die Sehkraft verändert

    und die Reaktionsfähigkeit nachlässt. Alles sehr wichtig um ein Fahrzeug im Strassenverkehr zu bewegen.

    stimmt, allerdings werden viele körperliche Mängel auch durch die jahrzehnte lange Erfahrung im Straßenverkehr konpensiert, und sei es nur duch einen aufmerksamen Beifahrer

    man kann jede Statistik entsprechend seinen Bedürfnissen "hinbiegen", und ich möchte wirklich mal wissen wie ein Vergleich älterer Womo-Fahrer versus jüngerer E-Scooter wohl ausginge


    zu meinem ersten Fahrzeug, einer BMW Isetta bin ich gekommen weil Opa seinen Führerschein abgab, ich erinnere mich noch wie wir das Vehikel aus dem Straßengraben gehoben haben weil Opa hinter einem Hasen hergeschaut hat (und hergefahren ist).


    erste Fahrt mit jetzt meiner Isetta: ab 60 km/h schlackerten die Vorderäder dermaßen daß nur eine Vollbremsung geholfen hat. Opa hat das nie gemerkt, denn er ist nie über 50 gefahren


    und wenn ich heute daran denke bereue ich bitterlich daß ich die Isetta gegen einen Ford 12M eingetausch habe....


    grüße klaus

  • Hallo,

    da ich im Rahmen der Gutachtertätigkeit regelmäßig "auffällige" Fahrer sehe (übrigens auch jüngere Menschen <60J), halte ich eine regelmäßige Überprüfung wie bei der Fahrerlaubnis Gruppe 2 (C,CE,C1,C1E,D usw.) für sinnvoll. Es braucht ja erstmal nur eine einfache ärztliche/augenärztliche Kontrolle ohne weitergehende Untersuchungen. Hier kann man schon einiges erkennen (und eventuell auch zum Erhalt der Fahrerlaubnis beheben).

    Ca. 90% aller angeordneten Beobachtungsfahrten waren so katastrophal, dass das Fahreignungsgutachten negativ ausfiel und die Fahrerlaubnis entzogen wurde

    Das glaube ich. Menschen die zur Beobachtung/Überprüfungsfahrten geschickt werden haben oft starke Defizite, die im Gutachten auffallen. Hier soll noch eine letzte Möglichkeit zum erhalt der Fahrerlaubnis eingeräumt werden. Auch dient dies oft zur Selbsterkenntnis der Fehlenden Fahrtauglichkeit. Die meisten der zu begutachtenden sehen das nämlich anders.


    Im Übrigen bin ich auch nicht für eine Ausweitung der Klasse B >3,5t. Das Verkehrsaufkommen und die Komplexität im Straßenverkehr ist so hoch wie noch nie in der Menschheitsgeschichte. Allerdings könnte man einen vereinfachten Schein für Freizeitfahrzeuge analog der BOS Fahrzeuge einführen. Aber da macht die Bürokratie wahrscheinlich nicht mit. :-))

    .

    Luna (Martina)

    ICD Träger als Berufskraftfahrer sind bei der Gruppe 2 erstmal ausgeschlossen. Hier gibt es nur seltene Ausnahmen z.B. nur bei geringer Fahrtätigkeit oder im Freizeitbereich.


    Gruß

    Bernd

  • Ich beziehe mich nochmal auf die Regelung in Californien:

    nicht nur die Theorie sondern auch die Fahrpraxis im Straßenverkehr wird dort alle 3 Jahre gecheckt.

    Ich denke dabei spontan an die Experten, die eine Autobahnauffahrt aus Angst und Unsicherheit benutzen als wollten sie einparken.....weißt schon. =O

    Die Zukunft war noch nie eine lineare Fortschreibung der Gegenwart

  • Ich bin übrigens auch dafür, dass alle 3 Jahre in einem Fahrprüfungszyklus eine Vollbremsung ins ABS hinein zu absolvieren ist - ein Sicherheitsfeature par excellence.

    Die Zukunft war noch nie eine lineare Fortschreibung der Gegenwart